Hummel Hummel – Mors Mors: Hamburger Kammersängerin trifft Künstlerischen Betriebsdirektor

In unserer Interviewreihe Hummel Hummel – Mors Mors bitten wir Menschen zum Gespräch, die hier an der Oper sowohl auf der Bühne, als auch hinter den Kulissen tätig sind. Dieses Mal haben wir mit Gabriele Rossmanith, Hamburger Kammersängerin und Staatsopern-Ensemblemitglied, und Tillmann Wiegand, Künstlerischer Betriebsdirektor der Staatsoper, geschnackt.

Wie ist dein persönlicher Saisonrückblick 2015/2016?

Gabriele Rossmanith: Ich habe einen erfrischenden neuen Wind gespürt. Es gefällt mir sehr, wie die Oper sich nach außen in die Stadt öffnet. Dass ich das Ännchen im „Freischütz“ singen konnte, hat mir besonders viel Spaß gemacht. Nebst den schönen Premieren war das mein persönliches Highlight.

Tillmann Wiegand: Extrem beeindruckend finde ich, zu welchen Leistungen dieses Haus imstande ist. Ich hatte vor meinem Antritt noch keine konkrete Vorstellung, was für eine gigantische Maschinerie hinter diesem Betrieb steht. Künstlerisch war „La Passione“ für mich die intensivste Produktion und dementsprechend die schönste Premiere.

Auf was freust du dich besonders in der kommenden Spielzeit 2016/2017?

Gabriele: Auf „Katze Ivanka“ freue ich mich sehr! Das Textbuch von Vera Nemirova ist äußerst amüsant und geistreich geworden. Das wird bestimmt eine fantastische Familienoper, geschrieben und inszeniert von einer erstklassigen Regisseurin. Vera Nemirova ist selbst im Theater aufgewachsen und weiß daher bestimmt was Kinder fasziniert. Umso schöner, dass ich als Sängerin dabei sein kann.

Tillmann: Das ist schwer zu sagen, wenn man in einer Spielzeit mit so vielen tollen Regisseurinnen und Regisseuren zusammen arbeiten darf. Besonders gespannt bin ich auf die neue „Zauberflöte“ von Jette Steckel. Diese Produktion ist konzeptionell und technisch eine spannende Herausforderung für das Haus und ich freue mich schon jetzt auf das Ergebnis. Wenn ich noch eine Produktion nennen darf ist das „Lulu“ von Christoph Marthaler. Er ist ein Held meiner Jugend!

Bald ist Spielzeitpause! Wo geht deine nächste Reise hin?

Gabriele: Im Sommer mache ich immer Urlaub und versuche zu vergessen, dass ich Opernsängerin bin. Das ist heilsam für Körper und Geist. Von der Ostsee geht es weiter zu den Seefestspielen Mörbisch ins Burgenland, wo eine gute Freundin von mir Intendantin ist. Danach steht Wien auf dem Programm und zum Abschluss noch Stuttgart, wo ich meine Familie besuche.

Tillmann: Meine Theaterferien sind zweigeteilt. Die erste Hälfte steht noch im Zeichen der Oper. Ich werde halb beruflich, halb privat einige Sommerfestspiele besuchen, darunter die Salzburger Festspiele. Dann steht mit meiner Hochzeit ein ganz besonderes Event an und danach geht es ab in die Flitterwochen nach Bali, mit Zwischenstopps in Dubai und Singapur. Insofern wird es ein sehr aufregender Sommer für mich!

Wer wird Fußball-Europameister?

Gabriele: Ich bin überhaupt kein Fußballfan! Wenn ich was sagen muss, dann sage ich Deutschland.

Tillmann: Natürlich Deutschland! Die jüngste Mannschaft mit der meisten Erfahrung – eine unschlagbare Kombination.

Brezen oder Franzbrötchen?

Gabriele: Brezen! Franzbrötchen sind mir zu süß.

Tillmann: Brezen! Als Münchner ist das eine eindeutige Entscheidung. Auch wenn ich ein großer Fan von Franzbrötchen bin.

Stadt- oder Landseite?

(Anmerkung der Redaktion: An der Staatsoper Hamburg werden mit diesen beiden Begriffen die Bühnenseiten definiert. Egal ob man im Zuschauerraum steht oder auf der Bühne, kommt es zu keinen Missverständnissen. Die Stadtseite geht Richtung Gänsemarkt und die Landseite Richtung Rotherbaum, wo früher die Stadtgrenze war und das „Land“ kam. Die Herrengarderoben sind auf der Stadtseite und die Damengarderoben auf der Landseite.)

Gabriele: Eigentlich muss ich Landseite sagen, weil ich da meistens in die Damengarderobe abgehe. Intuitiv hätte ich aber Stadtseite gesagt, weil ich unterbewusst an Hamburg gedacht habe und diese Stadt einfach liebe!

Tillmann: Für mich ist es die Stadtseite. Erstens weil ich eher ein Stadt- als ein Landmensch bin und zweitens weil mein Dienstplatz auf der Stadtseite ist und ich den Zugang auf die Bühne immer über diese Seite habe.

Frage von Gabriele Rossmanith an Tillmann Wiegand: Nach unserem gemeinsamen Auftritt bei der Theaternacht weiß ich, dass du leidenschaftlicher Zauberer bist. Vermisst Du es, auf der Bühne zu stehen?

Tillmann: Das ist eine schöne Frage! Es fehlt mir definitiv und ich versuche auch nebenher regelmäßig mal einen Auftritt zu machen. Besonders gut gelungen ist das in dieser ersten Spielzeit hier nicht, aber ich habe es mir fest für die kommende Saison vorgenommen. Ich mache das nun seit über 20 Jahren und möchte diese Leidenschaft auf keinen Fall aufgeben.

Frage von Tilmann Wiegand an Gabriele Rossmanith: Du bist beeindruckend lange schon Mitglied im Staatsopern Ensembles. Wie hast du die bisherigen Intendantenwechsel, die bekanntlich immer viel Wirbel ins Haus bringen, erlebt?

Gabriele: Das war sehr unterschiedlich. Diesmal gab es viele Wechsel – in verschiedenen Positionen. Natürlich ist dann immer eine Unsicherheit im Haus spürbar, aber das gehört dazu und ist normal, außerdem nimmt jeder Einzelne einen Intendantenwechsel anders wahr. Für mich war es in diesem Fall fast wie ein Jungbrunnen! Zum zweiten Mal mache ich mit dem Opernstudio eine Produktion, arbeite also mit ganz jungen Sängerinnen und Sängern zusammen.
Ich habe die erste Spielzeit wirklich genossen.

 

© Jörn Kipping

© Jörn Kipping

Kurzbiografie: Gabriele Rossmanith
Gabriele Rossmanith ist gebürtige Stuttgarterin und studierte nach einem Violinstudium an der Musikhochschule ihrer Heimatstadt Gesang bei Sylvia Geszty. Seit vielen Jahren ist sie Schülerin von Ks. Brigitte Eisenfeld. Nach ihrem Abschluss 1984 folgten drei Jahre am Badischen Staatstheater in Karlsruhe sowie Gastengagements in München, Antwerpen, Brüssel, Berlin, Dresden, Leipzig, Frankfurt, Barcelona, Toulouse und Straßburg. 1988 wurde sie an die Staatsoper Hamburg engagiert und gehört seitdem fest zum Ensemble. Hier war sie in vielen Partien, unter anderem als Pamina (Die Zauberflöte), Sophie (Der Rosenkavalier), Micaëla (Carmen), Morgana (Alcina), Oscar (Un Ballo in Maschera), Helena (A Midsummer Night’s Dream), Nedda (I Pagliacci), Lauretta (Gianni Schicchi), Anne Truelove (The Rake’s Progress), Gretel (Hänsel und Gretel) und Musetta (La Bohème) zu erleben.

Ab 08. Juli ist Gabriele Rossmanith als Orasia in „Orpheus“ zu erleben.

 

csm_TillmannWiegand-003-1_b66b3dc744Kurzbiografie: Tillmann Wiegand
Tillmann Wiegand wurde 1979 in München geboren. Nach dem Abitur arbeitete er im Büro des Münchner Rundfunkorchesters, als Spielleiter an der Bayerischen Staatsoper und als Disponent am Landestheater Niederbayern (2002-2005). Auf das Studium der Sozialökonomie in Hamburg folgten Anstellungen bei der Ruhrtriennale als Mitarbeiter im Künstlerischen Betriebsbüro (Intendanz Willy Decker – 2009-2011) und Künstlerischer Betriebsdirektor in der Intendanz von Heiner Goebbels (2012-2014). Seit der Spielzeit 15/16 ist Tillmann Wiegand Künstlerischer Betriebsdirektor der Staatsoper Hamburg. Außerdem hat er Lehraufträge an der Ruhr Universität Bochum, der Karlshochschule und der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

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1 Kommentar

  1. Anke Plaumann sagt:

    Hab ich gern gelesen, danke euch und grüße euch herzlich!?

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