Pavel Cernoch

Auf einen Schnack mit: Pavel Černoch

Der tschechische Tenor Pavel Černoch singt bei uns Don Carlos in Giuseppe Verdis gleichnamiger Oper. Wir durften während einer Probe mit dabei sein und ihm anschließend ein paar Fragen stellen.

Du hast die Partie des Don Carlos schon an vielen großen Häusern gesungen. Was ist für Dich das Reizvolle an der Rolle des Don Carlos?

Pavel: Zuerst einmal die Musik: Verdi schreibt für die Sängerinnen und Sänger – und damit ist schon gesagt, dass die Partie für mich eine Wohltat ist. Don Carlos als Bühnenfigur hat viele Facetten. Eine große Liebe, Eifersucht, Intrige und eine Freundschaft über den Tod hinaus. Dazu ein Generationskonflikt, ewiges Aufbegehren, sich Aufraffen sowie schmerzliche Rückschläge auf dem Weg zum Mann-Sein. Wenngleich Carlos am Ende scheitert, hinterlässt seine Auflehnung doch irgendwie einen Kratzer am Panzer der höfischen Etikette und einige Sandkörnchen im gnadenlosen Getriebe der Macht. Je öfter ich diese Rolle singe, umso mehr Interessantes kann ich ihr abgewinnen.

Wir spielen in Hamburg Verdis Urfassung der Oper. Was ist die Herausforderung der Titelpartie in der Inszenierung von Peter Konwitschny?

Pavel: Solange die französische Urfassung in den Händen eines italienischen Dirigenten (in diesem Fall Pier Giorgio Morandi) ist, kommt die „Italianità“ in Phrasierung und Deklamation immer wieder durch, was ich als ausgesprochen beglückend empfinde. Der Regisseur führt die Sänger äußerst rücksichtsvoll, was heute eher eine Seltenheit ist – im wahren Sinne des Wortes komfortabel. Die Inszenierung ist theatralisch sehr wirksam, eine Freude für das Publikum und somit auch für mich.

Pavel Cernoch

Pavel Černoch während den Proben zu „Don Carlos“

Wir freuen uns sehr, Dich an der Hamburgischen Staatsoper zu erleben. Hast Du einen besonderen Bezug zu Hamburg?

Pavel: Der besondere Bezug zu Hamburg ergibt sich schon allein daraus, dass für mich die Zusammenarbeit mit meinen jeweiligen Partnerinnen und Partnern sowie mit dem ganzen Team stets sehr angenehm ist. Es gibt da noch etwas. Wie bekannt, haben wir in Tschechien kein Meer und das tut uns gewissermaßen immer wieder weh. So müssen für uns Häfen, Schiffe oder das offene Meer zwangsläufig faszinierend sein. Dazu der uralte Reichtum einstiger mächtiger Hanseaten, der noch immer irgendwie in den Fundamenten der Stadt steckt und die ganze Atmosphäre beeinflusst. Nach wie vor ist sie für mich ein Hafen, in dem man sich beheimatet fühlt und gleichzeitig die Möglichkeit hat, auf Weltreise zu gehen.

Was sind Deine nächsten Pläne?

Pavel: Pläne gibt es natürliche viele. In diesem Sommer Iason in Cherubinis „Medea“, den singe ich bei den Salzburger Festspielen, dann folgt der Prinz („Rusalka“) in Toronto, Wladimir („Fürst Igor“) in Paris, Števa („Jenufa“) in London und Boris („Katja Kabanowa“) an der New Yorker Metropolitan Opera.

 


 

Pavel Cernoch

Foto: Lucia Eggenhoffer

Pavel Černoch

Der aus Tschechien stammende Pavel Černoch studierte Gesang an der Janáček-Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Brünn. Seine Gesangsausbildung setzte er bei Paolo de Napoli in Florenz sowie in diversen Meisterkursen in Italien fort. Er debütierte am Janáček-Theater Brünn in der „Zauberflöte“ und war seitdem an vielen großen Opernhäusern Europas zu Gast. Wichtige Rollen von Pavel Černoch sind unter anderem Don José in „Carmen“, Pinkerton in „Madama Butterfly“, Faust in „Faust“ (Gounod und Berlioz) und Gabriele Adorno in „Simon Boccanegra“. An der Staatsoper Hamburg wird er in der Spielzeit 2018/19 in der Titelpartie von Verdis „Don Carlos“ zu erleben sein.