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Auf einen Schnack mit: Agneta Eichenholz

Die schwedische Sopranistin Agneta Eichenholz steht in Kürze als Zauberin Alcina bei uns auf der Bühne. Vorab haben wir mit ihr gesprochen – u. a. über den Zauber ihrer Partie und die Zusammenarbeit mit Christof Loy.

Sie werden gerne für Barockstücke besetzt. Worin liegt für Sie der Reiz Barockpartien zu singen?

Agneta Eichenholz: Ich komme ja vom Barock, da liegen meine Anfänge als Sängerin. Derzeit singe ich nicht mehr so viele Barockpartien und mein Fokus liegt eher auf Strauss und dem großen Mozartfach, auf dramatischeren Partien. Und das große barocke Repertoire ist besonders spannend, denn es ist toll für die Stimme. Wenn ich Barockpartien singe, dann ist das Balsam für meine Seele. Und Alcina ist eine dieser Partien, die man mit dramatischem Ausdruck und vollerer Stimme singen kann, geschmückt mit wunderbaren Notenlinien – da hat man von allem etwas. Alcina ist tatsächlich momentan die einzige Barockpartie, die ich singe.

Seit vielen Jahren arbeiten Sie zusammen mit Regisseur Christof Loy. Was ist das Besondere an dieser Kollaboration?

Agneta: Die Zusammenarbeit mit Christof ist von Beginn an etwas Besonderes. Um zu kommunizieren, müssen wir gar nicht miteinander sprechen. Denn oftmals ist es doch so: Versucht man etwas mit Worten zu erklären (besonders dann, wenn es um Gefühle geht), wird es dadurch nur umso verwirrender. Ich habe mit ihm schon eine „Alcina“-Produktion in Zürich gemacht. Aber diese Version in Hamburg ist total neu für mich! Ich erkenne trotzdem durch die jahrelange Zusammenarbeit sofort seinen Stil. Wir mögen die gleiche Ästhetik und die besondere Weise, sich schauspielerisch auszudrücken – da sind wir immer ganz nah beieinander. Dadurch ist es sehr angenehm zusammenzuarbeiten. Ich genieße dieses Nonverbale, denn es ist doch grundsätzlich schon so schwer über Kunst und Musik zu sprechen. Oft kommt es zu Missverständnissen. Aber wenn man einfach loslegt und Dinge ausprobiert, findet man einen Weg. Das kann natürlich eine gewisse Verwundbarkeit hervorrufen, aber ich versuche dann damit auf der Bühne zu arbeiten – auch wenn das manchmal schwer fällt. (lacht)

Agneta Eichenholz

© Hans Jörg Michel

Alcina ist eine Zauberin. Welche Zauberkraft hätten Sie gern?

Agneta: Wie auch Alcina zu Beginn des Stücks wäre es interessant, wenn man die Macht hätte, Dinge nach Belieben kontrollieren zu können. Das ist natürlich zunächst toll – aber solch eine Macht kann auch schnell in das Gegenteil umschlagen. Man würde vermutlich sein Einfühlungsvermögen verlieren. Aber gerade als Frau wäre es schon interessant, in bestimmten Situationen die Kontrolle zu haben. Eine Art von magischer mentaler Stärke. Denn Frauen müssen oftmals darum kämpfen, gehört zu werden oder Autorität zu erlangen.

Wir genießen gerade die letzten Tage des Sommers. Wie bereiten Sie sich auf die kalten Monate des Jahres vor?

Agneta: Als Sängerin muss man natürlich besonders auf sich achten. Regelmäßig Sport, gesundes Essen, so viel Schlaf wie möglich… und: einfach nicht zu viel darüber grübeln, dass die kalte Zeit des Jahres bevorsteht. Denn wenn man schon Angst vor einer Erkältung o. ä. hat, dann trifft es auch ein. Ich versuche diese Dinge so gut es geht einzuhalten. Aber besonders als Sopran muss man verstärkt auf seinen Körper achten. Ich kann somit nicht abends um die Häuser ziehen und ich darf mich nicht schlechter Luft aussetzen (zum Glück wird an den meisten öffentlichen Orten nicht mehr geraucht). Auch zu viel reden ist nicht gut. Vor einer Premiere bevorzuge ich es daher allein zu sein – obwohl das natürlich total langweilig ist! (lacht)

 



Agneta Eichenholz

Agneta Eichenholz

© Pär Fridberg

Agneta Eichenholz kommt aus Malmö und studierte an der Opernhochschule in Stockholm. Der internationale Durchbruch gelang ihr beim Verbier Festival 2007 als Solistin in „Carmina Burana“. Mit der Titelrolle in Alban Bergs „Lulu“ gelang Agneta Eichenholz 2009 ein sensationelles Covent Garden Debut. Regie führte Christof Loy und Antonio Pappano dirigierte die Produktion, welche 2010 für den Grammy nominiert und zwei Jahre später am Teatro Real Madrid mit ihr in der Titelrolle wieder aufgenommen wurde. Grosse Erfolge feierte sie als Freia im neuen „Rheingold“ an der Genfer Oper sowie bei der Ruhrtriennale, als Eva in einer Neuinszenierung der „Meistersinger“ an der Oper in Amsterdam und als Daphne am Theater Basel und an der Staatsoper Hamburg.