Auf einen Schnack mit: Hellen Kwon
Hamburgs Publikumsliebling, Kammersängerin Hellen Kwon gibt in dieser Spielzeit als „Herodias“ in Strauss‘ Oper „Salome“ ihr Rollendebut. Wir haben gemeinsam mit ihr auf ihre bisherigen Rollen zurückgeblickt und ganz Privates von ihr erfahren.
Aus welcher Probe kommst du gerade?
Hellen Kwon: Ich komme gerade aus der „Salome“-Probe. In dieser Spielzeit gebe ich zum ersten Mal die Herodias – die Partie ist für mich als Sopranistin sogar eine größere Herausforderung als die Salome. Als Hauptfigur ist Salome die ganze Zeit auf der Bühne, kann die Stimme immer weiter aufbauen, sich die ganze Zeit darauf fokussieren. Die Herodias hat einen tieferen Stimmumfang und muss die Stimme permanent wachhalten, um sie für den Einsatz sofort in Gang bringen zu können. Jeder Einsatz muss auf den Punkt sein. Das ist wie bei der Königin der Nacht: Die Koloraturen müssen einfach sitzen! Ich stehe also die ganze Zeit in den Startlöchern und begebe mich auch in szenischer Hinsicht in eine dauerhafte Spannung.
Als Herodias bin ich szenisch total im Stück angekommen. Bis vor zwei Jahren habe ich die Salome gesungen und freue mich jetzt auf diese ungewöhnliche Herausforderung!
Gibt es eine Rolle, die du nie mehr vergessen wirst? Eine Partie, die immer Teil von dir bleiben wird?
Hellen: Nein, die eine Lieblingsrolle habe ich eigentlich nicht. Egal ob ich die „Butterfly“ (Madama Butterfly), „Die Frau“ (Das Gehege), oder die „Konstanze“ (Die Entführung aus dem Serail) war, viele Rollen kamen einfach zum richtigen Zeitpunkt, und ich musste nicht mal versuchen, mich in sie hineinzuversetzen – ich war einfach diese Figur. Wenn ich eine Partie nennen müsste, dann wäre das vielleicht Susanna in „Die Hochzeit des Figaro“. Ich habe diese Rolle am Anfang meiner Karriere gesungen und das war sehr besonders für mich: Ich war wirklich sechs Wochen, jeden Tag sechs Stunden bei den Proben. Johannes Schaaf lies mich einfach nicht nach Hause gehen! Ich mochte ihn sehr, er war als Regisseur fantastisch und konnte jede Rolle sehr gut vermitteln. Das war für mich eine prägende Erfahrung.
Aber meine Traumrolle habe ich noch nicht gesungen. Wenn ich nochmal geboren würde, dann würde ich gerne mal den „Wotan“ singen! (lacht)
Wie sieht ein Sonntagnachmittag bei dir aus?
Hellen: Also jetzt im Herbst: Laub harken! Gerade sammle ich meine Äpfel und wenn ich dann noch Zeit habe, backe ich einen Apfelkuchen oder trockne sie und mache Apfelringe daraus. Ich habe nämlich sechs Apfelbäume in meinem Garten. Wenn ich gerade nicht im Garten bin, gehe ich neuerdings Golf spielen. Das macht richtig Spaß!
Hellen Kwon
Die in Seoul geborene Hellen Kwon studierte an der Kölner Musikhochschule. Fast zeitgleich debütierte sie als Königin der Nacht am Staatstheater Wiesbaden. Mit dieser Rolle gelang der Sopranistin eine Weltkarriere, die sie bis 2005 an die vierhundert Mal auf den Bühnen großer internationaler Häuser gesungen hat. Rolf Liebermann komponierte für Hellen Kwon 1986 die Partie der Alexis in seiner Oper „La Forêt“ die am Grand Théâtre de Genève uraufgeführt wurde. 1987 holte er die junge Sängerin an die Hamburgische Staatsoper, deren Ensemble sie bis heute angehört. Für ihre Interpretation der „Frau“ in Wolfgang Rihms „Das Gehege“ wurde sie 2010 mit dem Rolf-Mares-Preis ausgezeichnet. Gastengagements führten sie unter anderem an die Konzert- und Opernhäuser in Paris, Seoul, Tokio, Rom, Oslo, Wien, München, Amsterdam, in die USA und zu den Festspielen in Aix-en-Provence, den Bayreuther und Salzburger Festspielen sowie den Festivals in Glyndebourne und in Israel. Im Februar 2011 verlieh der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg Hellen Kwon den Titel „Hamburger Kammersängerin“.