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Auf einen Schnack mit: Kristina Stanek

Seit dieser Spielzeit ist sie neu im Ensemble der Staatsoper Hamburg: Kristina Stanek. Die in London ausgebildete und vielfach ausgezeichnete Mezzosopranistin wird in dem Sonderkonzert „#rossinigala, das am 15. November 2020 digitale Premiere hat und im Stream bis zum 30. November 2020 verfügbar ist, und ab dem 14. Dezember 2020 in der Neuproduktion „Die Fledermaus“ von BARBE & DOUCET als Orlofsky zu erleben sein. Wir trafen sie zum Interview.

Frau Stanek, willkommen an der Staatsoper und in Hamburg. Wie waren ihre ersten Wochen am Haus und in der Hansestadt?

Kristina Stanek: In diesem Jahr ist alles anders und dementsprechend waren die ersten Wochen an der Staatsoper und in der Hansestadt womöglich anders, als sie unter normalen Umständen gewesen wären. Da ich allerdings niemals wissen werde, wie die ersten Wochen in einer Normalitätsversion ausgesehen hätten, kann ich nur sagen, dass es genauso für mich ein wunderschöner Start war!

Arbeitstechnisch ging es erstmal relativ ruhig los, weil durch die coronabedingten Spielplanänderungen für mich gleich zu Beginn einige Produktionen komplett weggefallen sind. Daraus ist zumindest der große Vorteil entstanden, dass es mehr Zeit für meinen Partner und mich gab, sich um den Umzug von der Schweiz hierher und das Einrichten im neuen Zuhause zu kümmern.

Ich war schon immer begeistert von Hamburg, von dieser tollen, vielseitigen und lebendigen Stadt. Bisher konnte ich sie als neue Heimat noch nicht intensiv erkunden, aber das wird gewiss mit der Zeit kommen.

Am Haus wurde ich sehr herzlich empfangen und es tat unendlich gut, wieder arbeiten und auf der Bühne stehen zu dürfen, auch wenn es bisher nur eine Klavierhauptprobe war. Aber: die Theaterluft wurde endlich wieder geatmet! Außerdem gab es in der letzten Zeit noch ein weiteres kleines persönliches Highlight, nämlich eine hochkonzentrierte Arbeit und Aufnahme mit Maestro Kent Nagano.

Unter der Musikalischen Leitung von Alessandro De Marchi singen Sie neben Oleksiy Palchykov und Kartal Karagedik auf dem Sonderkonzert „#rossinigala“. Was verbinden Sie mit dem italienischen Komponisten Gioachino Rossini?

Heutzutage verbinde ich nur noch Positives mit Rossini, aber vor gar nicht allzu langer Zeit sah das noch ganz anders aus. Ich hatte seit meinem Studium einen Heidenrespekt vor Rossini und das hat sich eigentlich erst vor fast genau einem Jahr geändert, als ich am Theater Basel mein Debüt als Rosina in „Il Barbiere di Siviglia“ in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov gegeben habe. Diese unbändige Freude, die man auf der Bühne während des Singens und Spielens spürt, habe ich wirklich selten erlebt. Das ist wieder mal ein Beweis dafür, dass man Ängste mit Konfrontation überwinden kann und ich muss manchmal selber noch lachen, dass meine Gefühle so radikal umgeschlagen sind und meine Liebe für Rossini mittlerweile so stark ist. Ich finde seine Musik genial, elektrisierend und einfach wunderbar zu singen. Kein Wunder, dass Richard Wagner Rossini so sehr verehrt hat. Meine Vorfreude auf die Gala und die Zusammenarbeit mit Alessandro de Marchi und meinen tollen Kollegen ist also groß!

Kristina Stanek als Orlofsky in der BARBE & DOUCET-Inszenierung „Die Fledermaus“ an der Staatsoper Hamburg. (Foto: Karl Forster)

Es sind ungewohnte Zeiten. Wie war für Sie der Probenstart zur Neuproduktion „Die Fledermaus“ unter Corona-Bedingungen?

Ich kam sozusagen aus einer monatelangen Arbeitspause und die Wiederaufnahme der Arbeit tat sehr gut! Obendrauf war es schön, viele meiner neuen Kolleg*innen endlich kennenlernen zu dürfen.

Unsere Proben unter Corona-Bedingungen waren teilweise etwas beschwerlich, aber wir haben es gemeinsam als Herausforderung angenommen und gemeistert. Es galt immer zu beachten, den vorgeschriebenen Abstand zu halten und so glich es manchmal eher einem Reißbrett als einer Probebühne. Renaud Doucet hat auf jeden Fall etwas Wunderbares kreiert und man darf sich schon sehr auf diese bunte Fledermaus freuen.

Er gibt legendäre Partys für die Wiener Gesellschaft: Prinz Orlofsky. Sie verkörpern diese „Hosenrolle“ ab Dezember an der Dammtorstraße. Welche Rolle spielt diese Partie in Ihrem Leben?

Ich bin Krefelderin und im Rheinland trinkt man bekanntlich sehr gerne. Auch wenn ich eher Wein als Vodka bevorzuge, haben Prinz Orlofsky und ich den Trinkgenuss definitiv als große Gemeinsamkeit.

Die Partie des Prinzen Orlofsky ist mir auf der Bühne bis jetzt einmal begegnet und zwar bei meinem ersten Festengagement am Theater Trier. Schon damals habe ich die Rolle wahnsinnig gerne gesungen und gespielt und deshalb war die Freude groß, als ich hörte, dass die Rolle für mich in Hamburg wiederkommt!

Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Prinz Orlofsky in der neuen Hamburger Fledermaus eine Frau ist. Zuerst war ich für einen kurzen Moment ein wenig enttäuscht, weil ich sehr gerne Hosenrollen verkörpere und die Darstellung immer als besonderen Reiz empfinde. Nach der ersten Probe war dann aber jegliche Enttäuschung meinerseits verflogen und das Konzept von BARBE & DOUCET hat mich sofort begeistert und überzeugt. Mehr verrate ich nun nicht…

Was wünschen Sie sich für Ihre (berufliche) Zukunft?

Gesund zu bleiben und so lange es mir erlaubt wird, Partien zu singen, die mich wachsen lassen, mit denen ich berühre, die mich fordern und beflügeln, wie zum Beispiel Oktavian aus „Der Rosenkavalier“.

Eine meiner absoluten Traumpartien, die ich mir sehnlichst wünsche und die ich hoffentlich in nicht allzu entfernter Zukunft singen darf, ist die Rolle der Charlotte aus Massenets Oper „Werther“.

Vielen Dank für das Gespräch.