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Brünn, Mähren & Janáček – die Abonnenten sind wieder los!

Unsere Dramaturgin Janina Zell berichtet über die Studiosus-Opernreise nach Tschechien.

Für Theaterschaffende unchristlich früh aus dem Bett geht es zum Flughafen; mal eben für fünf Tage in den Osten Tschechiens zur Eröffnung des Janáček-Festivals. Das macht der moderne Mensch des 21. Jahrhunderts doch mit links. Denkste! Denn der liebe Leoš Janáček steht gleich zu Beginn schon Pate auf unserer Reise und schickt, ganz wie in seinen Musiktheaterwerken, ein wenig Spannung in Wolkenform vorweg: Nebel über München; Zwischenstopp in Nürnberg; Nachmittag am Flughafen… Das hatten wir uns anders vorgestellt. Ein Gutes aber hat das Ganze: Das kleine Abenteuer schweißt zusammen und gibt ausgiebig Zeit zum Kennenlernen. Und abends heißt es dann tatsächlich „na zdraví“: Wir haben es alle nach Brünn geschafft und stoßen in einem gemütlichen Lokal in der Altstadt auf unsere gemeinsame Reise an.

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Das Programm ist dicht geplant und wir in besten Händen: Richard Eckstein, der unseren Operntrip laut eigener Aussage „selbst verbrochen hat und froh ist, ihn nun mit uns ausbaden zu dürfen“, ist als Reiseleiter, Lexikon und Quizmaster nicht wegzudenkendes Inventar einer jeden Abonnentenreise. Als Tschechien-Experte an seiner Seite führt uns Frank Dietze durch Mähren, in dem ihm jeder Winkel bestens vertraut zu sein scheint: Ob Mumien unter Kapuzinerklöstern, UNESCO Weltkulturerbe-Stätten wie die Villa Tugendhat aus den 1920er Jahren, Musik, Essen oder Sprache – wir bekommen einen Crashkurs in mährischer Kultur und für alle Fälle weiterführende Literaturtipps. Ob wir nun Janáčekianer werden möchten oder Lust bekommen Tschechisch zu lernen – wir sind gewappnet. So schwer sei das gar nicht, wenn wir Frank glauben dürfen. Bestes Beispiel (mit kleinem Augenzwinkern) ein kleiner Zungenbrecher, der gänzlich auf Vokale verzichtet: Strč prst skrz krk (Steck den Finger durch den Hals). Wir überlegen uns das dann nochmal…

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Mit Janáček scheint es ein wenig leichter, auch wenn sich zumindest zu Beginn der Reise vermutlich niemand als Janáčekianer – so dieser Begriff je genutzt wurde – bezeichnen würde. Mit wem man auch spricht, die meisten haben sich zu dieser Reise entschlossen, weil sie noch keinen Zugang zu Janáček gefunden haben und hoffen, dies nun zu tun. Und wo sollte das besser möglich sein als in Brünn, Janáčeks langjähriger Lebens- und Wirkungsstätte? Hier steht sein Wohnhaus, nicht weit davon das Mahen-Theater, an dem viele seiner Opern uraufgeführt wurden und das modernere Janáček-Theater, welches 2018 frisch renoviert das Janáček-Festival mit einer Neuproduktion des „Schlauen Füchslein“ eröffnet – und wir mittendrin. Ein Werk, halb Kindermärchen, halb Philosophiestunde, entfernt mit Saint-Exupérys „Kleinem Prinzen“ vergleichbar, das uns in eine buntbebilderte Fantasiewelt zwischen Wald und Kinderstube entführt. Und auch wenn uns Sprache und Musik an diesem Abend weiterhin fremd scheinen, ist deutlich zu spüren, dass sie genau hier zu Hause sind. Sänger und Musiker ebenso wie eine ganze Schar an Kinderdarstellern sind Feuer und Flamme für ihre nationalen Meisterwerke. Dass das nicht immer so war, davon erzählt uns Graham Buckland, der in den 1990er Jahren Operndirektor und Chefdirigent des Janáček-Theaters war und sich an unserem freien Abend zwischen „Schlauem Füchslein“ und „Katja Kabanowa“ Zeit nimmt für einen leidenschaftlichen Appell: Angefangen bei der Frage „Warum wir Janáček immer noch schwer hören?“ tauchen wir durch Wagnervergleiche, Analysen der tschechischen Sprache bis hin zum Ursprung unseres Tonsystems, um festzustellen: Janáček wartet auf uns, er steht bloß zwei Straßen weiter und wir dürfen nicht müde werden, neugierig ums Eck zu blinzeln. Und dazu gibt es am letzten Abend die Gelegenheit: „Katja Kabanowa“ in einer symbolisch auf den Punkt gebrachten Inszenierung von Robert Carsen. Was für ein Abschluss!

Janina Zell