Hasmik Torosyan & Vladislav Parapanov

Hummel Hummel – Mors Mors: Donna Fiorilla trifft Spielleiter

Die armenische Sopranistin Hasmik Torosyan gibt als Donna Fiorilla in Rossinis „Il Turco in Italia“ ihr Debüt an der Hamburgischen Staatsoper. Auch Spielleiter Vladislav Parapanov ist neu am Haus. Um beide besser kennenzulernen, trafen wir sie gemeinsam zum Gespräch auf der Probebühne.

In Rossinis „Il Turco in Italia“ geht es um einen Schriftsteller, der auf der Suche nach neuen Ideen ist … Wenn ihr Schriftsteller wärt, worüber würdet ihr schreiben?

Hasmik: Ich würde gerne ein Märchen schreiben, aber eines, das letztendlich einen Bezug zur Realität herstellen und dadurch einen positiven Einfluss auf das tatsächliche Leben haben kann.

Vladislav: Ich finde das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen spannend, ähnlich wie im Stück. Früher war Reisen noch etwas ganz Besonderes. Als „Il Turco in Italia“ geschrieben wurde, war „ein Türke in Italien“ einfach ungewöhnlich. Das ist heute zwar nicht mehr so, aber es gibt diverse andere Länder, in denen Tourismus nicht besonders ausgeprägt ist. Es würde mich reizen über exotische Länder und Kulturen zu schreiben, die besonders weit entfernt sind, um sie den Leuten näher zu bringen.

Welche andere Tätigkeit am Theater würdet ihr gerne einmal ausüben?

Hasmik: Mir hat Tanzen schon immer gefallen, vor allem das Ballett – und wenn ich die Möglichkeit hätte, wäre ich unglaublich gerne eine Primaballerina für einen Tag.

Vladislav: Dann wäre ich gerne Bühnenmaler. (lacht) Ich habe jetzt schon einige Male bestaunt, wie gigantische Bühnenbilder per Hand gemalt werden, und es ist einfach faszinierend, wie aus einfacher Farbe Stück für Stück am Ende ein großes, beeindruckendes Bild entsteht!

Ihr seid beide neu in der Stadt und erstmals an der Hamburgischen Staatsoper. Was macht für euch den Reiz am Neuen aus?

Hasmik: Wenn ich etwas mache, egal ob zum ersten Mal oder nicht, versuche ich immer mein Bestes zu geben und Dinge gewissenhaft zu erledigen. Aber mein Debüt in Deutschland hier an der Staatsoper Hamburg zu haben, ist eine große Verantwortung und eine große Ehre für mich.

Vladislav: Meine Arbeit in mehreren großen Opernhäusern in Deutschland hat mir gezeigt, dass jedes einzelne seine eigene Atmosphäre hat – überall sind die Abläufe unterschiedlich. Jetzt zum ersten Mal hier in Hamburg zu sein ist total aufregend, weil ich dadurch wieder eine völlig neue Stimmung und neue Leute kennenlernen darf.

Hasmik Torosyan & Vladislav Parapanov

Tee oder Kaffee?

Hasmik: Beides! Vor ein paar Jahren habe ich wirklich nur Tee getrunken, aber mittlerweile kommt es auf die Tageszeit an: Morgens trinke ich nur noch Kaffee und am Abend meistens Tee.

Vladislav: Ich trinke gar keinen Kaffee. Ich habe einfach nie damit angefangen und es war nie Teil meiner morgendlichen Routine, als erstes einen Kaffee zu trinken. Daher sage ich: Tee!

Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang?

Hasmik: Mir gefällt beides gut. Sonnenaufgänge haben etwas von Neuanfang, einer neuen Chance. Sonnenuntergänge dagegen spiegeln eher eine gewisse Melancholie wieder, die übrigens auch in meinem Charakter in „Il Turco in Italiazu finden ist.

Vladislav: Heute Morgen habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit die Sonne aufgehen sehen und das war wirklich unglaublich schön. Trotzdem wähle ich den Sonnenuntergang, weil ich normalerweise nicht wach bin, wenn die Sonne aufgeht. (lacht)

Zug oder Flug?

Hasmik: Da kann ich mich nur schwer entscheiden! Fliegen ist vor allem tagsüber unglaublich schön. Ich mag es, die Welt von oben zu betrachten. Da wird einem erst richtig bewusst, wie klein wir eigentlich sind, beinahe unsichtbar! Zugfahren ist aber auch schön: wenn man die Natur, die an einem vorbeizieht, genießen kann und die unterschiedlichsten Städte und Dörfer sieht.

Vladislav: Ich mag die internationale Atmosphäre an Flughäfen sehr. Außerdem suche ich mir immer Reiseziele aus, die etwas weiter weg sind. Deshalb sage ich: Flug!

Il Turco in Italia

© Karl Forster

Frage von Hasmik an Vladislav: Wenn du für einen Tag unsichtbar wärst und du könntest machen, was immer du willst – was würdest du tun?

Vladislav: Das ist eine sehr gute Frage! Ich würde dann ungesehen an einem privaten Treffen von Staatsoberhäuptern teilnehmen. Die Öffentlichkeit bekommt nicht unbedingt alles zu hören, was die Oberen besprechen. Und das, obwohl diese Gespräche einen unglaublich großen Einfluss auf das Geschehen der gesamten Welt haben. Da wäre ich gerne dabei!

Frage von Vladislav an Hasmik: Du reist sehr viel – gibt es Momente, in denen du dein Heimatland besonders vermisst und es dir fehlt, deine Muttersprache zu sprechen?

Hasmik: Es gibt viele solcher Momente! Wenn ich besonders weit und vor allem lange weg bin, vermisse ich wirklich Vieles in Armenien. Man könnte sagen, dass mein Herz immer dort ist, selbst wenn ich nicht da bin. Da ich jeden Tag mit meiner Familie spreche, auch wenn ich nicht vor Ort bin, vermisse ich die Sprache nicht wirklich, da ich sie jeden Tag anwende.

 


 

Hasmik Torosyan

Hasmik Torosyan

Sopranistin Hasmik Torosyan wurde in Jerewan, Armenien geboren. Sie studierte am Romanos Melikyan Musical College und am Staatlichen Konservatorium Jerewan und gewann mehrere internationale Auszeichnungen wie z. B. den „President’s Prize for Young Singers“ in Armenien (2009), den ersten Preis beim internationalen Gesangswettbewerb „Bella Voce“ in Moskau (2010) sowie den ersten Preis beim internationalen Gesangswettbewerb „Musica Sacra“ in Rom (2011). Hasmik Torosyan hat internationale Engagements u. a. in Frankreich, Deutschland, Belgien, Österreich, Finnland, Großbritannien, den USA, Argentinien, Brasilien, Uruguay, Tschechien, der Schweiz, Italien, Südkorea und Russland.

 

Vladislav Parapanov

© Ivan Yonkov

Vladislav Parapanov

Vladislav Parapanov, in Sofia geboren, hat in München Journalistik studiert und kam über das Fernsehen und eigene Kurzfilme zur Regie. Erste Schritte in der Oper machte er an der Bayerischen Staatsoper in München. Nach kurzen Stationen an der Komischen Oper Berlin und der Staatsoper Unter den Linden war er vier Jahre lang fester Regieassistent an der Staatsoper Stuttgart. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er Spielleiter an der Staatsoper Hamburg.