Hummel Hummel – Mors Mors: Papageno trifft Videoinspizientin
In dieser Ausgabe von „Hummel Hummel – Mors Mors“ trafen wir mit Maike Schuster und Jonathan McGovern zwei Personen, die sowohl auf als auch hinter der Bühne an unserer Produktion „Die Zauberflöte“ beteiligt sind. Im Doppelinterview fühlten wir der Videoinspizientin und unserem „Papageno“ auf den Zahn:
Was macht „Die Zauberflöte“ für dich besonders?
Maike Schuster: Die Oper ist vor allem deshalb besonders, weil sie jeder kennt. Ich habe das Stück schon als Kind durch eine Puppenspielaufnahme kennengelernt. Es ist so ein bekanntes Werk – im Prinzip ein „Opernblockbuster“. Die Produktion der Staatsoper Hamburg ist für mich vor allem wegen des Video- und Lichtdesigns, das ich als Videoinspizientin betreue, so interessant.
Jonathan McGovern: Es gibt einen Moment im Dialog zwischen Papageno und Pamina, in dem Pamina sagt: „…das hört sich an, wie im Märchen“ und Papageno sagt: „Ist auch eins.“ Und das stimmt, die „Zauberflöte“ ist tatsächlich wie ein Märchen – zeitlos und von einer anderen Dimension. Auch deswegen ist Papageno für mich eine Traumrolle und „Die Zauberflöte“ eine der besten Opern aller Zeiten.
Was singst du morgens unter der Dusche?
Jonathan: Ich singe immer unter der Dusche! An diesem Morgen war es Jazz von Kurt Elling.
Maike: Ich dusche abends, daher singe ich morgens nicht, aber ich versuche es mit Opernarien.
Welchen Berufswunsch hattest Du als Kind?
Maike: Einen konkreten Berufswunsch hatte ich eigentlich nicht. Aber ich wusste schon früh, dass ich etwas mit Theater machen will und Geschichten erzählen möchte – als ausführende Person, Schauspielerin, Sängerin oder am liebsten als Regisseurin.
Jonathan: Ich wollte immer schon Musiker werden. Ich habe Geige gespielt, das war schrecklich für mich. Mit dem Klavierspielen klappte es leider auch nicht so gut. Daher bin ich Sänger geworden.
Tamino oder Papageno?
Maike: Papageno! Er ist der eigentliche Held der Oper und im Prinzip der aktivere Part. Tamino ist sehr passiv angelegt. Ein Tag mit Papageno wäre deutlich unterhaltsamer als einer mit Tamino, glaube ich.
Jonathan: Was für eine Frage: natürlich Papageno!
Fish and Chips oder Fischbrötchen?
Jonathan: Ich habe hier in Hamburg noch nie ein Fischbrötchen gegessen, also kann ich dazu nichts sagen. Aber für mich als Engländer gibt es in Aldeburgh, wo das berühmte Aldeburgh Festival stattfindet, das von Benjamin Britten und Peter Pears gegründet wurde, wahrscheinlich die besten Fish and Chips der Welt. Im Moment tendiere ich daher eher zu Fish and Chips. Aber ich verspreche, Fischbrötchen probiere ich auch noch!
Maike: Ich bin Vegetarierin, daher würde ich nur „Chips“ bestellen.
5-Uhr-Tee oder Feierabendbier?
Maike: Ganz klar, 5-Uhr-Tee!
Jonathan: Ich bin ein Engländer, der keinen Tee trinkt. Daher würde ich das Feierabendbier vorziehen.
Frage von Jonathan an Maike: „Bist du St. Pauli oder Hamburg-Fan?“
Maike: Ich bin kein Fußballfan und war nur ein Mal bei einem HSV-Spiel, das war nicht so spannend. Da fand ich das Eishockey-Match der Hamburg Freezers, bei dem ich einmal war, deutlich interessanter.
Frage von Maike an Jonathan: „Du hast unglaubliche Schauspielfähigkeiten. Wie bereitest du dich auf eine Rolle vor? Ich meine das Schauspielern, nicht den Gesang. Wie passt das zusammen?“
Jonathan: Im Italienischen sagt man „prima le parole“: Alle Antworten findet man im Text. Man muss das Libretto gut studieren, um zu wissen, was die Partie braucht.
Maike: Also ist dir die Übersetzung sehr wichtig?
Jonathan: Ja durchaus, aber man darf nicht immer nur von der Übersetzung ausgehen. Im Grunde darf man nicht mehr darüber nachdenken, was die Worte bedeuten – man muss es einfach fühlen.
Kurzbiografie Maike Schuster:
Maike Schuster, geboren 1995 in Westerland auf Sylt, studiert Historische Musikwissenschaft sowie Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Hamburg und ab dem kommenden Semester Musiktheater Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Nach einem Praktikum beim Chor der Hamburgischen Staatsoper absolvierte sie nach dem Abitur zwei Regiehospitanzen (La Belle Hélène bei Renaud Doucet und Die tote Stadt bei Karoline Gruber). Sie arbeitete als Regieassistentin bei studentischen Produktionen der HfMT Hamburg, sowie bei Des Teufels Freischütz im Rahmen des Kultursommers am Kanal auf Gut Segrahn, wieder bei Rahel Thiel und einem freien Projekt im Hamburger Tiefbunker Minotaur Peacekeaping Company bei Sebastian Richter, bei dem sie auch als Performerin mitwirkte. Im Frühjahr inszenierte Maike erstmals selbst, nämlich den Abschluss der Multimedia Komponistin Aigerim Seilova INSIGHT im TheaterQuartier der HfMT in der Gaußstraße. Seit der letzten Spielzeit betreut sie den Kartenverkauf der Staatsoper an Studenten und ist seit dieser Spielzeit im Repetitionsteam der Übertitel und Video.
Kurzbiografie Jonathan McGovern:
Jonathan McGovern, ein Absolvent des King’s College London und der Royal Academy of Music, ist Preisträger etlicher Wettbewerbe, so z. B. der Goldmedaille und und des 1. Preises der Royal Over-Seas League Music Competition 2010 und des Jean Meikle Duo-Preises 2011 beim Internationalen Liederwettbewerb der Wigmore Hall/Kohn Foundation. Kürzlich hat er sich durch ein herausragendes Debüt als Junior in Bernsteins „A Quiet Place“ mit dem Ensemble Modern unter Kent Nagano am Konzerthaus Berlin, in Dortmund und bei den Dresdner Musikfestspielen einen Namen gemacht. Ferner sang er die Rolle des Figaro (Il barbiere di Siviglia) beim Verbier Festival und die Titelrolle in „Il ritorno d’Ulisse“ und Telemanns „Orpheus“ beim London Handel Festival. Er eröffnet die Spielzeit 2016/17 als Papageno in Jette Steckels Inszenierung von „Die Zauberflöte“ an der Staatsoper Hamburg.