Hummel Hummel – Mors Mors: Requisiteur trifft „Requisiteur“
Uraufführung in der opera stabile! „Katze Ivanka„ ist der heimliche Star des Opernhauses, schnurrend entführt sie Groß und Klein in das magische Reich der Oper. Der Bariton Julian Arsenault singt die Rolle des „Falana“, des Requisiteurs in der Inszenierung. Er traf Guido Amin Fahim, den „echten“ Leiter der Requisite der Staatsoper.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für euch aus?
Guido Amin Fahim: Als Leiter der Requisite frage ich mich morgens: Was bringt der Tag? Welche Vorstellungen und Proben sind vorzubereiten? Für meine Kollegen und mich heißt das: Wir bereiten die Vormittagsproben am Morgen vor, betreuen diese, falls Umbauten benötigt werden und bereiten im Anschluss, wenn die Künstler Pause haben, die Nachmittagsproben oder Vorstellungen vor. Außerdem kümmere ich mich um viele organisatorische Themen wie das Erstellen des Dienstplans, Kostenaufstellungen und -kontrollen, Recherchen und sorge für die Kommunikation zwischen den Werkstätten. Auf diese Art halte ich meinen Kollegen den Rücken frei.
Julian Arsenault: Ich fange um 10 Uhr mit der ersten Probe an. Ich muss natürlich etwas früher da sein, um mich auf die Probe vorzubereiten: Sowohl meine Stimme, als auch mein Körper müssen bereit sein. Ich muss mich einsingen und ein gutes Frühstück zu mir genommen haben. Dann proben wir bis 13 Uhr und machen das, was die Regisseurin von uns möchte: Wir singen, stoppen und wiederholen. Nach einer Pause proben wir nochmals drei Stunden bis 20 Uhr. So sehen die normalen Probentage aus, wobei ein Vorstellungstag natürlich ganz anders ist: Man bereitet sich auf den Auftritt vor und hat tagsüber Zeit, um neue Stücke einzustudieren.
Welches Requisit ist euch besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Guido: Schwierig! Da ist ja schon ein bisschen was zusammengekommen, sodass ich nicht genau sagen kann: „Das ist DAS Requisit!“. Jedes Stück ist anders und benötigt manchmal besondere Requisiten. Ein Requisit muss übrigens gar nicht deshalb besonders sein, weil es selbstgemacht ist. Oftmals merkt man schon in der Vorbereitung und der Recherche, dass ein gewisses Requisit mehr Aufmerksamkeit benötigt als andere – entweder weil es historisch ist oder aus Gründen, die sich einem manchmal gar nicht gleich erschließen. Ich würde also sagen, jede Produktion hat ein besonderes Requisit.
Julian: In der jetzigen Produktion von „Katze Ivanka“ benutze ich ein Requisit, welches mir sehr gut gefällt. Wir nennen es „Siegfrieds Schwert“. Original wird es hier am Haus in Wagners Oper „Der Ring der Nibelungen“ benutzt. Es hat einen kleinen Hebel, der das Schwert in Stücke zerspringen lässt. Das ist sehr beindruckend! In „Katze Ivanka“ hat meine Rolle, der Requisiteur, dieses Schwert selbst gebaut.
„Katze Ivanka“ ist eine Uraufführung. Wann habt ihr das letzte Mal etwas Neues ausprobiert, also eine Uraufführung gehabt?
Julian: Der erste Gedanke, der mir kommt: Ich werde in ein paar Monaten zum ersten Mal Vater. Das ist etwas ganz Besonderes, aber man kann sich nicht auf alles vorbereiten, was da auf einen zukommt. Als Opernsänger reist man normalerweise viel, ist oft allein und eher ortsungebunden. Für mich als Künstler wird das natürlich eine Herausforderung, da ich nicht den typischen Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr habe. Man weiß nie, in welcher Stadt man als nächstes auftritt. Aber es ist auch alles sehr spannend! Ich werde also bald meine Uraufführung als Vater haben. (lacht)
Guido: Für mich ist das Neue in meinem Leben, dass ich seit vier Wochen fest an der Oper arbeite. Ich war davor freischaffend tätig. Der Wechsel an die Oper war natürlich ein großer, aber auch ein toller Schritt. Die Regelmäßigkeit eröffnet mir ganz neue Räume und Möglichkeiten, die ich vorher nicht hatte, aber nun sehr genieße.
Bühne im Großen Haus oder in der opera stabile?
Julian: Großes Haus natürlich! Es ist mehr Platz auf und hinter der Bühne, was vieles einfacher macht. Außerdem gibt es mehr Publikum und die Akustik gefällt mir besser. Als Opernsänger ist es einfach eine tolle Gelegenheit auf der Großen Bühne zu singen. Natürlich freue ich mich auch in der opera stabile zu sein, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich als Opernsänger natürlich auf die Große Bühne.
Guido: Momentan ist alles noch sehr aufregend, da ich noch ganz „frisch“ in diesem Haus bin. Ich finde die opera stabile im Gegensatz zur großen Bühne charmant, weil es dort sehr intim ist, aber für mich ist beides noch sehr spannend.
Alsterschifffahrt oder Hafenrundfahrt?
Julian: Bisher habe ich beides noch nicht gemacht, aber spontan würde ich Hafenrundfahrt sagen.
Guido: Definitiv Hafenrundfahrt! Ich habe selbst einen Segelschein, deswegen segle ich lieber selbst auf der Alster, als dort mit dem Schiff herumzufahren. Ich habe auch erst vor kurzem eine Hafenrundfahrt gemacht. Das macht man ja gerne mal, wenn Verwandte und Freunde nach Hamburg kommen. Das ist das typische Touristen-Programm.
Katze oder Hund?
Julian: Schwierige Frage! Katzen sind klüger als Hunde, aber Hunde sind bessere Begleiter und Freunde für den Menschen. Ich hatte sowohl einen Hund als auch eine Katze. Aber Katzen sind schlauer und ich fühle eine bessere Verbindung zu ihnen.
Guido: Ganz klar „Hund“! Leider kann und darf ich aufgrund meines Vermieters keinen Hund haben, hätte aber wahnsinnig gerne einen.
Frage von Julian an Guido: „Gab es ein Requisit, das du, nachdem es nicht mehr gebraucht wurde, auch privat genutzt hast?“
Guido: Schöne Frage! Bei meinem letzten Film, der bereits abgedreht war, habe ich einmal Lampen erworben. Die habe ich der Produktion abgekauft und sie hängen jetzt bei mir im Badezimmer rechts und links von meinem Spiegel (lacht). Sie haben einfach gut gepasst und sind eine schöne Erinnerung.
Frage von Guido an Julian: „Hast du immer noch Lampenfieber und wie gehst du damit um?“
Julian: Ja, habe ich und zwar direkt vor der Vorstellung, unmittelbar bevor der Vorhang sich öffnet. Das kann man als Opernsänger nicht verhindern und ich denke, man muss das akzeptieren. Sobald der Vorhang geöffnet ist und der erste Ton gesungen, verschwindet die Aufregung. Vor der Vorstellung laufe ich viel durch den Gang und versuche nicht zu früh auf der Bühne zu sein, weil man dann viel zu viel nachdenkt. Ich bleibe lieber in der Garderobe und warte bis ich wirklich auf die Bühne soll, ansonsten mache ich mich verrückt. Man muss als Opernsänger aber auch ein bisschen verrückt sein, da wir uns ständig ganz bewusst diesem Druck aussetzen; sei es bei Vorstellungen auf der Bühne oder auch beim Vorsingen. (lacht)
Guido Amin Fahim ist seit der Spielzeit 2016/17 neuer Leiter der Requisite der Staatsoper Hamburg. Nach einer Ausbildung als Gestalter für visuelles Marketing, folgte 1995 der Abschluss zum geprüften Requisiteur für Theater, Film und Fernsehen an der Filmakademie München. Er war an verschiedenen Theatern tätig: als Requisiteur am Staatstheater Braunschweig (1991-1997), als Leiter der Requisite und Rüstwerkstatt am Bremer Theater (2004-2006) und Leiter der Requisite am Staatstheater Braunschweig (2012-2014).
Bereits seit 1991 ist Guido Amin Fahim als selbstständiger Ausstatter und Stylist tätig und wirkte als Szenenbildner in Kinofilmen wie „Kurz und schmerzlos“ ( 1997, Regie: Fatih Akin) und „Sophiiiie“ (2001, Regie: Michael Hofmann) sowie Fernsehproduktionen mit, unter anderem 2009 am Tatort „Erbe wem Erbe gebührt“ (Regie: Christiane Balthasar, Studio Hamburg), „Die Kronzeugin – Tod in den Bergen“ mit Iris Berben (Regie: Christiane Balthasar), 2015 „Der Bulle und das Landei“ mit Uwe Ochsenknecht (Regie: Torsten Wacker, ARD) und zuletzt 2016 „Plötzlich Türke“ (Regie: Isabel Braak, NDR), der auch im Rahmen des Hamburger Filmfests gezeigt wurde. Darüber hinaus war er im Bereich Werbung, bei Events und im Styling tätig, für Kunden wie Nintendo, Nivea, Tchibo, Ebay, Deutsche Bank, Lufthansa, Mont Blanc, Galeria Kaufhof und viele andere.
Julian Arsenault wurde in Lafayette, Kalifornien geboren und studierte an der University of California in Los Angeles, bevor er an das renommierte Curtis Institut of Music in Philadelphia wechselte. Seine Ausbildung wurde ergänzt durch Studien und Meisterkurse bei Marlena Malas, Mikael Eliasen, Peter Kazaras, Rakefat Hak, Danielle Orlando, Brian Zeger, Matthew Epstein und Craig Rutenberg. 2012 debütierte er an der Opera Philadelphia, wo er die Partie des Gregor Mittenhofer in Henzes „Elegie für junge Liebende“ verkörperte.
Seit der Saison 2013/14 ist Julian Arsenault Mitglied des Jungen Ensembles der Semperoper Dresden, wo er u.a. Partien des Antonio in „Le nozze di Figaro“, Fiorello in „Il barbiere di Siviglia“ und Schließer in „Tosca“ übernahm. Bei der Kammeroper Schloss Rheinsberg debütierte er im Sommer 2015 als Giorgio Germont in „La Traviata“. 2016/2017 debütiert er mit Partien in Richard Strauss‘ „Daphne“ und „Die Frau ohne Schatten“ an der Staatsoper Hamburg und mit der Neuinszenierung von „Katze Ivanka“ in der opera stabile.