…wo fange ich an ? Bei der Einführung…da beginnt schon meine „Störung“ (was veranlasst Herrn BLUM zu behaupten,. dass die Liebe Otello / Desdemona bereits am Anfang am Ende sei, auch bei Shakespeare finde ich d a s nicht (es gibt wenige Liebesduette – wie im 1. Ak – das Motiv erscheint in der Todesszene erneut, die inniger klingen und gesungen werden können (Domingo / Freni).
Was hat der Kran mit Jagos Intrigen zu tun, wer baumelt, weshalb am Haken ?
Die Scheinwerfer im Eingangsbild „stören“, belästigen, gab es im 15. Jahrhundert überhaupt schon Stacheldraht ? (gewollt ? Wofür, wogegen ?)
Noch nie habe ich in der Hamburgischen Staatsoper (die ist seit 1955 besuche), eine so enttäuschende Inszenierung erlebt (habe den Blog nachgelesen, dennoch: Herrn BIEITO n i c h t verstanden – die Bravorufe nach der Vorstellung – k e i n Szenenapplau – wie in Veronas „bestellt“ ? . Herr SGURA hätte ihn wahrlich verdient – war am 20. Januar 2017 in der Vorstellung).
Marco BERTI habe ich in VERONA erlebt, dort hatte er wohl einen weniger guten Tag, seine Stimme kam nicht „durch“ – hier waren (in der 9. Reihe sitzend) Hörgeräte störend…
Frau AKSENOVA hat alle Töne „sauber“ getroffen, jede Desdemona singt in der Schluss – Szene gefühlvoller, inniger…ihre Stiumme – auch das Orchester waren für meine Ohren „h a r t“ – gewollt, aber weshalb ?
Leider war es – nicht nur für mich – ein leider enttuschender Abend; die frühere Inszenierung war – für uns – um Längen besser.
Wie lange mag die zauberhafte „Il Barbiere di Siviglia“ – Aufführung noch gegeben werden, die Kulissen werden kaum noch länger halten…was folgt dann ? (bitte
n i c h t durch den Katalanen C. BIEITO !).
Mit enttäuschten Grüßen
Gottfried Sprotte
Ich bin der Johannes Blum, der in der Einführung u.a. zum Liebesduett etwas gesagt hat. Ich würde gerne darauf und auch auf die anderen Anmerkungen von Ihnen antworten:
Zum Liebesduett:
Otello und Desdemona beschwören die glücklichen Umstände ihrer ersten Begegnung und das Entstehen ihrer Liebe. Die Wendung „Erinnerst du dich?“, mit der diese gemeinsame Vergangenheit im anderen erweckt wird, deutet ein „nie mehr wieder“ an. Die Zukunft liegt im Dunklen und von ihr wird nichts Gutes erwartet. Es scheint, dass beide spüren, dass sich Unheil ankündigt, sogar der Tod:
Venga la morte! e mi colga nell’estasi
di questo amplesso il momento supremo!
Tale è il gaudio dell’anima che temo,
temo che più non mi sarà concesso
quest’attimo divino
nell’ignoto avvenir del mio destino.
Nun lass mich sterben, und im Entzücken
dieser Umarmung finde mich die Todesstunde!
So groß ist die Freude in meiner Seele, dass
ich fürchte, er werde mir nie wieder vergönnt,
dieser göttliche Augenblick,
in der dunklen Zukunft meines Schicksals.
Es scheint, dass beide ahnen, dass etwas im Gange ist, was ihre Liebe aufs Spiel setzt; etwas, was stärker ist als ihre Liebe. Wie recht sie haben!
Zum Kran:
Die erste Regieanweisung von Boito/Verdi gibt an, wo wir uns befinden.
Zypern, Ende des 15. Jahrhunderts. Ein Platz vor einer Festung am Meer, im Hintergrund Festungsmauern und die See. Eine Schenke mit Laubengang. Es ist Abend; Gewitter und Sturm über dem Meer.
Zum Stacheldraht:
Wenn Sie ein regelmäßiger Operngänger sind und dieses Haus seit langem schon besuchen, werden Sie sich auch an die Inszenierung des „Freischütz“ von Konwitschny erinnern. Dort gibt es ein Fernsehgerät. Das Bühnenbild von Hans Dieter Schaal zur Inszenierung von „Tristan und Isolde“ durch Ruth Berghaus weist eine Turbine auf. Ich könnte jetzt noch lange Beispiele sammeln dafür, wo im Bühnenbild Dinge zu sehen sind, die es zur Entstehungszeit der Oper nicht gegeben hat.
Warum hängt da einer am Kran?
Zypern war ein vorgeschobener Außenposten von Venedig im östlichen Mittelmeer. Bieito’s Assoziation zu der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Venezianern und den Osmanen war die momentane Situation auf dem Mittelmeer, wo Boote voller Flüchtlingen kentern, die Überlebenden sich an Land retten könnten und dann von Stacheldrahtzäunen am weiteren Weg gehindert werden. Auf der anderen Seite dieser Zäune herrscht Überfluss und Luxus, während in den Lagern, wie wir wissen, desolate Verhältnisse herrschen, die Menschen zuweilen in den Selbstmord treiben. Das ist die Szene mit den knallenden Sektkorken.
Bestellter Applaus:
Den Satz mit Verona und dem Applaus, den Sgura verdient gehabt hätte, habe ich nicht verstanden. Da ist wohl grammatikalisch etwas durcheinander geraten. Aber ich hoffe doch nicht, dass Sie meinen, der Schlussapplaus sei „bestellt“ gewesen.
Desdemona:
Hart? Kann ich nicht finden. „Jede“ Desdemona besser? Das empfinde ich nicht so, und auch andere nicht, mit denen ich über Aksenova gesprochen habe. Eigenartigerweise scheinen Sie den scharfen szenischen Kontrast zu dieser wunderbaren Musik nicht bemerkt zu haben. Desdemona scheint sich in einen Abschied hineinzusingen, aber die reale Gefahr des Absturzes, in der sie schwebt, nicht zu bemerken. Ich persönlich fand das großartig.
Vielleicht gibts noch andere Meinungen dazu.
Johannes Blum
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…wo fange ich an ? Bei der Einführung…da beginnt schon meine „Störung“ (was veranlasst Herrn BLUM zu behaupten,. dass die Liebe Otello / Desdemona bereits am Anfang am Ende sei, auch bei Shakespeare finde ich d a s nicht (es gibt wenige Liebesduette – wie im 1. Ak – das Motiv erscheint in der Todesszene erneut, die inniger klingen und gesungen werden können (Domingo / Freni).
Was hat der Kran mit Jagos Intrigen zu tun, wer baumelt, weshalb am Haken ?
Die Scheinwerfer im Eingangsbild „stören“, belästigen, gab es im 15. Jahrhundert überhaupt schon Stacheldraht ? (gewollt ? Wofür, wogegen ?)
Noch nie habe ich in der Hamburgischen Staatsoper (die ist seit 1955 besuche), eine so enttäuschende Inszenierung erlebt (habe den Blog nachgelesen, dennoch: Herrn BIEITO n i c h t verstanden – die Bravorufe nach der Vorstellung – k e i n Szenenapplau – wie in Veronas „bestellt“ ? . Herr SGURA hätte ihn wahrlich verdient – war am 20. Januar 2017 in der Vorstellung).
Marco BERTI habe ich in VERONA erlebt, dort hatte er wohl einen weniger guten Tag, seine Stimme kam nicht „durch“ – hier waren (in der 9. Reihe sitzend) Hörgeräte störend…
Frau AKSENOVA hat alle Töne „sauber“ getroffen, jede Desdemona singt in der Schluss – Szene gefühlvoller, inniger…ihre Stiumme – auch das Orchester waren für meine Ohren „h a r t“ – gewollt, aber weshalb ?
Leider war es – nicht nur für mich – ein leider enttuschender Abend; die frühere Inszenierung war – für uns – um Längen besser.
Wie lange mag die zauberhafte „Il Barbiere di Siviglia“ – Aufführung noch gegeben werden, die Kulissen werden kaum noch länger halten…was folgt dann ? (bitte
n i c h t durch den Katalanen C. BIEITO !).
Mit enttäuschten Grüßen
Gottfried Sprotte
Sehr geehrter Herr Sprotte,
Ich bin der Johannes Blum, der in der Einführung u.a. zum Liebesduett etwas gesagt hat. Ich würde gerne darauf und auch auf die anderen Anmerkungen von Ihnen antworten:
Zum Liebesduett:
Otello und Desdemona beschwören die glücklichen Umstände ihrer ersten Begegnung und das Entstehen ihrer Liebe. Die Wendung „Erinnerst du dich?“, mit der diese gemeinsame Vergangenheit im anderen erweckt wird, deutet ein „nie mehr wieder“ an. Die Zukunft liegt im Dunklen und von ihr wird nichts Gutes erwartet. Es scheint, dass beide spüren, dass sich Unheil ankündigt, sogar der Tod:
Venga la morte! e mi colga nell’estasi
di questo amplesso il momento supremo!
Tale è il gaudio dell’anima che temo,
temo che più non mi sarà concesso
quest’attimo divino
nell’ignoto avvenir del mio destino.
Nun lass mich sterben, und im Entzücken
dieser Umarmung finde mich die Todesstunde!
So groß ist die Freude in meiner Seele, dass
ich fürchte, er werde mir nie wieder vergönnt,
dieser göttliche Augenblick,
in der dunklen Zukunft meines Schicksals.
Es scheint, dass beide ahnen, dass etwas im Gange ist, was ihre Liebe aufs Spiel setzt; etwas, was stärker ist als ihre Liebe. Wie recht sie haben!
Zum Kran:
Die erste Regieanweisung von Boito/Verdi gibt an, wo wir uns befinden.
Zypern, Ende des 15. Jahrhunderts. Ein Platz vor einer Festung am Meer, im Hintergrund Festungsmauern und die See. Eine Schenke mit Laubengang. Es ist Abend; Gewitter und Sturm über dem Meer.
Zum Stacheldraht:
Wenn Sie ein regelmäßiger Operngänger sind und dieses Haus seit langem schon besuchen, werden Sie sich auch an die Inszenierung des „Freischütz“ von Konwitschny erinnern. Dort gibt es ein Fernsehgerät. Das Bühnenbild von Hans Dieter Schaal zur Inszenierung von „Tristan und Isolde“ durch Ruth Berghaus weist eine Turbine auf. Ich könnte jetzt noch lange Beispiele sammeln dafür, wo im Bühnenbild Dinge zu sehen sind, die es zur Entstehungszeit der Oper nicht gegeben hat.
Warum hängt da einer am Kran?
Zypern war ein vorgeschobener Außenposten von Venedig im östlichen Mittelmeer. Bieito’s Assoziation zu der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Venezianern und den Osmanen war die momentane Situation auf dem Mittelmeer, wo Boote voller Flüchtlingen kentern, die Überlebenden sich an Land retten könnten und dann von Stacheldrahtzäunen am weiteren Weg gehindert werden. Auf der anderen Seite dieser Zäune herrscht Überfluss und Luxus, während in den Lagern, wie wir wissen, desolate Verhältnisse herrschen, die Menschen zuweilen in den Selbstmord treiben. Das ist die Szene mit den knallenden Sektkorken.
Bestellter Applaus:
Den Satz mit Verona und dem Applaus, den Sgura verdient gehabt hätte, habe ich nicht verstanden. Da ist wohl grammatikalisch etwas durcheinander geraten. Aber ich hoffe doch nicht, dass Sie meinen, der Schlussapplaus sei „bestellt“ gewesen.
Desdemona:
Hart? Kann ich nicht finden. „Jede“ Desdemona besser? Das empfinde ich nicht so, und auch andere nicht, mit denen ich über Aksenova gesprochen habe. Eigenartigerweise scheinen Sie den scharfen szenischen Kontrast zu dieser wunderbaren Musik nicht bemerkt zu haben. Desdemona scheint sich in einen Abschied hineinzusingen, aber die reale Gefahr des Absturzes, in der sie schwebt, nicht zu bemerken. Ich persönlich fand das großartig.
Vielleicht gibts noch andere Meinungen dazu.
Johannes Blum
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