Im Gespräch mit: Massimiliano Matesic
Ruinen-Musik: Eine Reise in die Welt des Musiktheaters. Massimiliano Matesic (*1969) über die musikalische Realisierung seines Werdegangs, kratzende Katzen und Opernnostalgiker.
Mit „Katze Ivanka“ führst Du Kinder an die Oper und unsere Musikgeschichte heran. Wie sahen Deine eigenen Anfänge aus?
Mit 8 Jahren bekam ich meinen ersten Klavierunterricht, wechselte aber dann sehr bald zur Geige. Die Geige habe ich als 16-Jähriger an die Wand gehängt, da ich schon immer wusste, dass ich Komponist werden will. Später habe ich als Laie auch noch „gebratscht“. Mein Kompositionsstudium nahm ich mit 14 bei Gaetano Luporini am Konservatorium meiner Geburtsstadt Florenz auf. Ich war sehr fasziniert von Ligeti und Boulez. Letzteren habe ich sogar um ein Autogramm gebeten, als wir einmal gemeinsam im Aufzug standen – auf diesen Moment hatte ich als Junge von 15 Jahren lange gewartet.
Die Spielpläne der Opernhäuser sind zugegebenermaßen sehr stark vom immer gleichen, historischen Repertoire geprägt. Aber es werden ja durchaus auch neue Werke geschrieben und uraufgeführt – wie „Katze Ivanka„.
Natürlich produzieren wir auch Neues in der sogenannten klassischen Musik. Der gesellschaftliche Bezug und die historische Relevanz scheinen mir aber nicht so unmittelbar gegeben, wie die Ideologie der Avantgarde gerne hätte. Eine viel engere Verbundenheit mit den heutigen gesellschaftlichen Prozessen scheinen mir eher die Produkte der sogenannten Kulturindustrie (um den heute mehr denn je geltenden Ausdruck Adornos zu benutzen) aufzuweisen.
Das besondere an Ivankas Geschichte ist, dass sie auf mehreren Ebenen spielt: der Bühne und dem Hinterhaus. Wie gehst Du damit musikalisch um?
Man könnte sagen, dass ich meine bisherigen Werke „in zwei verschiedenen Stilen“ geschrieben habe: Es gibt avancierte Werke (keine Neue Musik, aber doch weit fortgeschritten im 20. Jahrhundert) und tonale Werke, auch größere Opernprojekte. Katze Ivanka ist eine Mischung daraus und in gewissem Sinne die musikalische Realisierung meines Werdegangs. Dank Veras Geschichte kommen beide Musiksprachen ganz natürlich zusammen, weil das Libretto konzeptionell zwei Ebenen vorsieht: Die Welt des Hinterhauses, in der Ivanka lebt und allerlei Geschichten erfährt, und ihre Ausflüge auf die Bühne, wo die Klassiker unserer Operngeschichte geprobt und aufgeführt werden.
Das Hinterhaus wird dabei zum Spiegel des Bühnengeschehens, in dem wir mit den liebenswerten Absurditäten der Opernwelt spielen. Für die Szenen auf der Bühne zitiere ich musikalische Nummern aus dem bekannten Opernrepertoire, die in den Probensituationen innerhalb der Handlung nur vom Klavier begleitet werden und in den Aufführungssituationen vom Kammerorchester. Die Welt des Hinterhauses hat aber eine eigene, meine persönliche Tonsprache.
Gibt es aus Deiner Kindheit auch eine Katzengeschichte?
Ich hatte tatsächlich als Kind eine Katze. Sie hat sich auf einer meiner frühen Kompositionen verewigt: Als ich 15 war hat sie eines meiner Notenblätter völlig zerkratzt. Sie war noch klein und hat sich auf das Blatt, das zu Boden fiel, gestürzt. Das Blatt habe ich heute noch.
Interview: Janina Zell