„Oper hautnah!“ – Unsere OpernTester über „I.th.Ak.A.“

Was passiert, wenn Dark Net auf Oper trifft und Sängerinnen und Sänger plötzlich ganz nahe sind? Unsere OpernTester haben „I.th.Ak.A.“ erlebt.

Ich habe noch nie eine Oper besucht und mich als Theatergängerin gefreut, in den Genuss von etwas ganz Neuem zu kommen. Schon als ich den einführenden Text zu „I.th.Ak.A.“ las, wurden meine ersten Erwartungen über den Haufen geworfen: Dark Net, Cyberspace, moderne Inszenierung…dabei hätte ich wohl als Letztes an eine Oper gedacht. Von da an hatte ich eigentlich keine Erwartungen mehr und wurde trotzdem überrascht. (Katharina)

Als ich hörte, dass es sich bei der Oper um Neue Musik handelte, erwartete ich natürlich nicht das klangvoll harmonischste Stück und bei der Einführung wurden wir darauf vorbereitet, dass selbst für deutsche Neue Musik ungewöhnliche Klänge zu erwarten seien. In „I.th.Ak.A.“ war es das Gesamtwerk einer Mischung von verschiedenen Musikstilen und zu meiner Überraschung kamen zwischendurch auch durchaus für das Ohr wohlklingende Klänge, die bewusst eingesetzt wurden. (Onno)

Als wir den „Saal“ betreten, sind wir schon mittendrin. Freie Platzwahl auf großen Blöcken im Raum verteilt. Umhüllt von wechselnden Bildern auf den aus Fäden bestehenden Wänden, die den Raum begrenzen.

Die MusikerInnen, die Dirigentin, die Hauptdarstellerin sind alle nur wenige Meter, manchmal nur wenige Zentimeter von mir entfernt.  Man ist mittendrin und das fühlt sich erstaunlich gut an.

Die SängerInnen sind so nah, dass man jede Bewegung ganz genau beobachten kann. Jeder Gesichtsausdruck, jede Emotion findet direkt vor mir statt. Oper hautnah! (Katharina)

Als Fan von klassischer Oper mochte ich das besonders, hatte aber auch versucht mich auf diesen völlig neuen Stil einzulassen und konnte gerade der kunstvollen Anordnung der verschiedenen Instrumente etwas abgewinnen […]. Herausragend fand ich die Läufe des Klaviers und des Cellos, die bei vielen künstlichen und elektronischen Klängen eine klangliche Basis bilden, die die Zuhörerschaft wortwörtlich „gegroundet“ haben, weil man sich sonst oft sehr verlieren konnte. (Onno)

Manchmal habe ich Angst, dass ich etwas verpasse. Dass ich mir vielleicht nicht den besten Platz ausgesucht habe, um alles zu erleben, was um mich herum passiert. Denn es passiert unheimlich viel und die Zeit vergeht im Flug. Manchmal möchte ich Pause drücken, um mir alles genauer anzusehen. (Katharina)

© Jörg Landsberg

© Jörg Landsberg

Der deutsche Text war zu meiner Überraschung gut verständlich, ich weiß nicht, ob es an der noch nie dagewesenen Nähe zu den OpernsängerInnen lag oder an der präzisen Akustik des Raums. Ich habe den Text verstanden, weiß aber nicht, ob ich ohne Einführung all die intendierten Handlungsstränge und -umstände bemerkt hätte oder ob es nicht wesentlich „komischer“ gewesen wäre und gewirkt hätte. (Onno)

Die Videoinstallationen, die SängerInnen, die Musik – alles findet direkt neben mir statt und fordert meine Aufmerksamkeit. Diese drei Komponenten wurden aber so gut verbunden, dass sie sich nicht gegenseitig die Show gestohlen haben oder mich als Zuschauerin überfordert zurückgelassen haben. Sie haben sich unterstützt, das Beste aus dem jeweils anderen rausgeholt und mir das Gefühl gegeben, dass auch ich ein Teil von dem Ganzen bin. (Katharina)

Da viel mit projizierten Videos gearbeitet wurde, habe ich auch versucht auf diese zu achten und fand sie exzellent ausgesucht. Wenn ich richtig bin, habe ich sogar Ausschnitte aus einer alten Homer-Verfilmung erkannt, aber auch die sich bewegenden Bilder oder die Kameraaufnahmen vom eigenen Raum, haben ihre beeindruckenden Effekte wie ich finde sehr passend zum Stück erfüllt. Auch die Kostüme waren ein beeindruckender Effekt: teils einfach bewusst ästhetisch fragwürdig gewählt, teils belustigend, aber auch zweckmäßig wirkten. Die letzte auftretende Figur hat mir besonders gefallen (lasst euch überraschen). (Onno)

Am meisten fesselt mich Juli. Hinter ihrem schlichten Kostüm steckt so viel Energie, Vielfalt und Spannung. Ich folge ihr gespannt durch ihre eigene Geschichte, bin ebenso irritiert von den Cyberwesen, ebenso fasziniert und verängstigt von dem Dark Net um uns herum. (Katharina)

Was ich ein bisschen schade fand, ist, dass bei einem so aktuellen Thema aus der heutigen Zeit der Handlungsstrang ein wenig zu abstrakt für die ZuschauerInnen dargestellt war, sodass ich die endliche Auflösung relativ uneindeutig empfand. Ich hätte mir da vielleicht einfach konkretere Darstellungen oder Instrumente gewünscht. Denn die bereits vorhandenen, wie z.B. den Teleskoparm, fand ich herausragend stimmig und fühlte mich oft an andere künstlerische Darstellungen und Verbindung der Themen erinnert, wie beispielsweise die „Odyssee im Weltraum“. (Onno)

Nach knapp zwei Stunden verlasse ich etwas durcheinander die Oper. Und auch am nächsten Tag denke ich noch an „I.th.Ak.A.“, an Julis Stimme, an die Musik, die mich so begeistert und fasziniert hat.

„I.th.Ak.A.“ war für mich eine sehr moderne Inszenierung, mit kreativen Ideen und Vielfalt, die mich begeistert hat. Damit war mein erster Besuch in der Oper ein voller Erfolg! (Katharina)

Es bleiben für mich aus diesem Stück vor allem viele solche Reminiszenzen, die emotionalen Ausdrücke und der Mut in der Darstellung der DarstellerInnen. (Onno)