OpernTester Don Giovanni

OpernTester stellen sich „Don Giovanni“

Die OpernTester Deborah (17), Matthias (29) und Frederike (19) waren exklusiv bei der Hauptprobe von „Don Giovanni“ mit dabei. Wie haben sie Mozarts Oper erlebt?

Vor der Hauptprobe von „Don Giovanni“ haben wir OpernTester eine Einführung in das Stück durch die Dramaturgie bekommen. Dabei haben wir auch den einen oder anderen „fun fact“ erfahren: so dirigiert Adam Fischer ohne Partitur, denn Mozart kennt er in- und auswendig. Neu war mir auch, dass die Staatsoper Hamburg einen eigenen Schuster hat. (Matthias)

Die Einweisung in das Stück war sehr hilfreich, da die Handlung mit vielen verschiedenen Figuren recht komplex ist. Nicht nur die Handlung, sondern auch das sich drehende Bühnenbild ist sehr vielfältig. Die Handlung selbst, Videoausschnitte, die auf das Bühnenbild projektiert werden, sowie eine unbekannte Figur, die in dieser Produktion neu dazu kommt, keine Sprechrolle hat und viele Fragen aufwirft. Oft war es für mich etwas schwierig, der Handlung gut folgen zu können, da ich so viel wie möglich von allen Handlungsebenen mitbekommen wollte, um möglichst viel von diesem sehr komplexen Stück aufnehmen zu können. Zusätzlich habe ich dem Inhalt der Gesangsstücke folgen wollen und habe so auch noch die Übertexte im Blick halten müssen. Auch war es für mich spannend, das Orchester, welches bei „Don Giovanni“ erhöht sitzt, zu beobachten. Somit kann man auch bei mehrfachem Sehen von „Don Giovanni“ sicherlich noch viele Details entdecken, die einem beim ersten Mal entgangen sind. (Deborah)

Das Bühnenbild ist riesig, doch die wahre Größe wurde mir erst im Laufe des Stückes wirklich bewusst. Es besteht zunächst nur aus heruntergekommenen Hauswänden, doch nach und nach werden sie gedreht, umgestellt, verschoben – bis sie am Ende durcheinander stehend beinahe eine echte kleine Stadt auf die Bühne bringen.  Durch Licht, Schatten und die Nutzung von Graffiti und Videos wurde eine eigene kleine Welt auf der Bühne kreiert, welche mir sehr gefällt, andere vielleicht aber abschrecken könnte, da der moderne Ansatz an dieses klassische Stück hier besonders deutlich wird. Gerade zum Ende hin ist die Bühne fast dunkel und die Figuren sowie auch das Publikum können die Handlung nur mit Hilfe von den durch die Sängerinnen und Sängern getragenen Scheinwerfern verfolgen (oder durch diese geblendet werden). (Frederike)

Don Giovanni

Szenenfoto aus „Don Giovanni“ (Foto: Brinkhoff/Mögenburg)

In der Inszenierung von Jan Bosse lässt Stéphane Laimé das Bühnenbild öfter wechseln als Don Giovanni es mit seinen Frauen macht. Die heruntergekommene Kulisse dreht sich unaufhörlich und schafft ständig neue Bilder, Ecken und Verstecke. Ich fand es beeindruckend, wie oft das Bühnenbild wechselte und somit teilweise mehrere Handlungen parallel zu sehen waren.  Diese wurden auch oft live auf die Kulisse übertragen und überschnitten sich mit den Handlungen der Protagonisten. Hinzu kam noch Don Giovannis stummes Alter Ego (Anne Müller als Amor / Tod), das tänzelnd und grazil die Handlung begleitete und nebenbei den Verschleiß der Hauptrolle auf der Bühne berechnete (drei Frauen pro Woche in den vergangenen 15 Jahren). (Matthias)

Die Oper wird sowohl durch das Bühnenbild mit besprühten Häusern, als auch den Kostümen und der Maske sehr modern, verliert jedoch nichts von der bekannten Handlung, die passend ins 21. Jahrhundert übertragen wird. Die Musik bildet dazu einen schönen Kontrast, insgesamt wirkt aber trotzdem alles stimmig. (Deborah)

Kathrin Plaths Kostüme sind schillernd und modern. Von glitzernden Anzügen, „Track Suits“ und Lederjacken bis hin zu Anzügen, welche ganz und gar mit dem Bühnenbild verschmelzen – jedes der Kostüme ist kreativ und einzigartig, manchmal wortwörtlich blendend. Don Giovanni im weißen Anzug, später fast wie eine Discokugel in Silber, Donna Elvira im Hosenanzug, die Hochzeitsgesellschaft halb im Kleid, halb im Anzug; das sind nur einige der genialen Kostüme, welche auf der Bühne gezeigt werden. Achtet einmal darauf, welches Hemd Don Giovanni im Finale unter seinem Anzug trägt: wieder das Gleiche, das durch seinen Mord am Commendatore zu Anfang der Oper noch blutverschmiert ist. Großartig! (Frederike)

Don Giovanni

Szenenfoto aus „Don Giovanni“ (Foto: Brinkhoff/Mögenburg)

Die Kostüme sind modern. Leporello bewegt sich in roter Jogginghose und dazu passender Jacke über die Bühne, während Donna Elvira im Hosenanzug erscheint. Trotz toller Kostümwechsel sind die vielen verschiedenen Figuren immer gut zu erkennen und wer sich inhaltlich gut vorbereitet hat, dürfte kein Problem damit haben, sie auseinander zu halten. (Deborah)

„Don Giovanni“ ist musikalisch für mich ein Meisterwerk und die Sängerinnen und Sänger verkörpern die Figuren unglaublich gut. Jede Stimme ist ein Genuss. Die Besetzung ist hervorragend. Besonders begeistert war ich von Don Ottavio (Dovlet Nurgeldiyev), Donna Elvira (Federica Lombardi) und Leporello (Kyle Ketelsen). Don Giovanni (Andrè Schuen) und Leporello (Kyle Ketelsen) schaffen es, eine besondere Chemie zu einander aufzubauen. Die Dynamik zwischen den beiden ist köstlich anzusehen und hat mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht; daher definitiv ein Highlight, auf das man sich freuen kann. Anne Müller als Amor / Tod, welche stumm durch das ganze Stück begleitet, ist eine nicht erwartete, aber dann sehr interessante Ergänzung. Die speziellen Bewegungen und Tänze fand ich einzigartig, unglaublich kontrolliert und dennoch lässig. Ob man die Figur für das Stück braucht, ist eine andere Frage, doch mir hat sie gefallen. Gerade die Anwesenheit dieses stummen, mysteriösen Charakters ist ein wesentliches Element der neuen Inszenierung. (Frederike)

Man muss viel Aufmerksamkeit für das Geschehen der verschiedenen Parallelhandlungen mitbringen. Don Giovanni ist sicherlich keine Oper, von der man sich einfach berieseln lassen kann. Wenn man sich jedoch auf die sehr moderne Produktion einlässt, um so viel wie möglich von dem komplexen Ganzen aufnehmen zu können, vergisst man während der dreistündigen Aufführung ganz automatisch die Welt um sich herum. (Deborah)

Don Giovanni

Szenenfoto aus „Don Giovanni“ (Foto: Brinkhoff/Mögenburg)

Für mich ist „Don Giovanni“ eine besondere Oper, die ich schon, obwohl ich erst 19 bin, in drei verschiedenen Inszenierungen gesehen habe. Egal wie inszeniert, persönlich finde ich, dass „Don Giovanni“ eigentlich primär eine gewisse Art von Komik aufweist und trotz der düsteren Geschichte mich immer wieder amüsiert, bis im Finale der tote Commendatore tatsächlich in Don Giovannis Haus steht und ihn in die Hölle zieht. Jedes Mal, ohne Ausnahme, ist das für mich ein „musikalischer Schlag ins Gesicht“ und lässt mich vollkommen verstummt dasitzen, wenn der Vorhang fällt. Ich finde es großartig, wie Musik so etwas schaffen kann. In dieser Inszenierung begleitet das Finale dann ein Video, in welchem Anne Müller als der Tod dämonenhaft und angsteinflößend – den nun verdammten – Don Giovanni zusätzlich noch visuell in die Hölle zieht. Dies unterstützt definitiv das sehr gelungene Finale der Oper. (Frederike)

Ob einem dieser moderne, visuell sehr komplexe Ansatz gefällt, bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen, und einige wird diese schrille Inszenierung vielleicht abschrecken. Dennoch sollte man sich diesen „Don Giovanni“ anschauen. Denn was bleibt, ist die hervorragende Musik von Mozart, welche Adam Fischer wunderbar dirigiert, man munkelt, ganz auswendig, ohne Partitur. Mein Tipp: Schnell Karten sichern, auch für Freunde, genießen und diskutieren! (Frederike)

Die auf der Bühne entstehenden Bilder haben mich sehr beeindruckt.  Sie untermalen die Handlung und sind perfekt auf Mozarts und Da Pontes Werk abgestimmt. Danke für dieses Erlebnis! (Matthias)

Schön, dass ihr bei uns wart! Du willst auch OpernTester werden? Dann bewirb dich unter folgender Email-Adresse: schausdiran@staatsoper-hamburg.de