Pressestimmen: Die Kreide im Mund des Wolfs

So berichteten die Medien über die Uraufführung:

„Georg Nigl brilliert in Hamburg mit präsidialen Monologen.“ heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den Solisten. In der Neuen Zürcher Zeitung schreibt Eleonore Büning „Virtuos taucht Nigls Stimme ins Innerste der Sprache und deckt auf, was in Wahrheit gemeint ist. Er stottert sich durch den Begriff ‚Kultur‘, erstickt am ersten Buchstaben von ‚Zivilisation‘, schraubt sich beim Wort ‚Frieden‘ erlkönighaft in Koloraturhöhen. Die Interaktion mit den Musikern, souverän koordiniert von Tim Anderson, entwickelt sich geradezu haptisch.“ Die deutsche Bühne ergänzt: „Mit weiß geschminktem Gesicht – halb Mephisto, halb Clown – fesselt Nigl das Publikum als janusköpfiger Staatsmann mit famosem Ausdrucksrepertoire. Er flüstert verschwörerisch, geifert wie ein cholerischer Rachegott, verlängert den Buchstaben R zu einer Maschinengewehrsalve, um im nächsten Moment eine süßliche Melodie zu säuseln oder sich über seine zuvor staatsmännisch nüchtern hervorgebrachten Worte kaputtzulachen, (…)“. „Nigl gelingt es mit seiner unvergleichlich wandlungsfähigen Stimme und schauspielerischen Perfektion, die Gedanken des vereinsamten, abgeschotteten Diktators von träumerischen Visionen über aggressivste Ausbrüche bis in den Wahnsinn zu steigern, wobei Gordon Kampes faszinierende Musik die Rhetorik und Verlogenheit politischer Texte mit allen nur möglichen Mitteln spiegelt.“ ist im Hamburger Abendblatt zu lesen. Die Kreiszeitung findet: „Einen großartigen Georg Nigl, eine profunde Orchesterleistung und eine im besten Sinne komplexe Inszenierung voller ästhetischer, aber auch nachdenklicher Momente – das bot die Uraufführung von Gordon Kampes Musiktheater „Die Kreide im Mund des Wolfs“ in der Opera Stabile, (…)“ und weiter: „Mit weiß geschminktem Gesicht und fabelhaft wendigem Stimmkörper verkörpert Georg Nigl beeindruckend einen Verschwörer, einen cholerischen Rachegott, einen Verführer und so weiter. Er verwandelt sich quasi in einen Mephisto, der mit bloßer Mimik so ziemlich alle Emotionen einer heuchlerischen menschlichen Existenz durchschreitet.“

Foto: Jörg Landsberg

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet über das Werk: „Eine musikalische Analyse der Reden Wladimir Putins, wohlgemerkt: keine Psychologisierung der Person des russischen Präsidenten, keine „Erklärung“ des Verhaltens aus seiner Biographie, sondern eine künstlerische Untersuchung seiner Sprache, seines Sprechens, seiner rhetorischen Strategien- kann so etwas funktionieren?“ (…) an der Hamburgischen Staatsoper, auf der Seitenspielstätte der Opera stabile, gelingt genau das.“ und schreibt weiter über die Szene: „Nigl tritt in der Inszenierung von Georges Delnon nicht als Putin auf, sondern als Raumpfleger, der den langen Tisch des Präsidenten und dessen Stühle im Kreml putzt. Aber er steigert sich in der anderthalbstündigen Tour de Force in die Machtphantasien wie in den Verfolgungswahn dieser Texte mit größter Verausgabung und größter Kontrolle hinein, um am Ende, nach einem Höhepunkt imperialer Agonie, als Saubermann unschuldig abziehen zu können.“ Die deutsche Bühne fügt hinzu: „bei „Die Kreide im Mund des Wolfs“ wollten Autor und Komponist auch damals nicht einen bestimmten Präsidenten porträtieren, sondern zeigen, wie Sprache ein politisches und kulturelles System okkupiert und freiheitliche Kommunikationsformen unterläuft.“ Das Hamburger Abendblatt fasst zusammen: „“Die Kreide im Mund des Wolfs“ als höchst originell inszenierte Monooper mit dem einzigartigen Bariton Gregor Nigl in der Opera stabile in Hamburg.“ Über die Musik schreibt Die deutsche Bühne: „Das achtköpfige Ensemble mit zwei Klavieren, Harfe, Streichern, Bläsern und Schlagwerk unter der Leitung von Tim Anderson lotet dazu musikalisch die oft überraschend kurzen Wege zwischen Neuer Musik, ausladender Operngeste, populären Tanzrhythmen und brachialen Entladungen aus. Zwischendurch schweigen die Instrumente, (…) Die Angst des Diktators entzündet sich am Alltäglichen – auch davon erzählt die szenische Einrichtung dieses „Musiktheaters für Stimme und Ensemble“ durch Opernintendant Georges Delnon.“  Das Hamburger Abendblatt ergänzt: „Mit brillant von Jasper Klein gesteuerten elektronischen Zuspielungen schuf der musikalische Leiter Tim Anderson mit seinem aus Mitgliedern der Philharmoniker bestehenden Instrumentalensemble eine Klangvielfalt voller Andeutungen, bei der zwei leicht verstimmte Klaviere inklusive Synthesizern besondere Effekte lieferten.“ Und die Kreiszeitung resümiert: „Die musikalische Leitung lag bei Tim Anderson in den besten Händen.“  In der NZZ wird Kampes neue Oper als „lehrstückhaftes Format“ beschrieben, „ist transparent und rhetorisch scharf geschneidert“, am Ende der Rezension bringt es Eleonore Büning auf den Punkt: „Hier ist die Oper wirklich ein Politikum, aber eines, das uns alle angeht“.