Unsere OpernTester über „Così fan tutte“
Die drei OpernTester Raphael, Anna und Sofianna besuchten am 3. September 2018 exklusiv die Hauptprobe von „Così fan tutte“. Über die bunte Inszenierung von Herbert Fritsch und ihre Eindrücke während der Probe berichten sie hier auf dem Blog.
(Fast) den ganzen Saal für sich alleine, welch ein Anblick! Wir nehmen Platz in einer Loge, können direkt in den Orchestergraben sehen. Sonst so herausgeputzte Musiker präsentieren sich in der Probe freilich noch etwas legerer. Feinste Kommunikation zwischen Musikern, Dirigenten und Regie wird mir heute sichtbar, die sonst für die Besucher verborgen bleiben muss. Durch die freie Platzwahl können wir den zweiten Akt vom ersten Rang aus schauen, übersehen nun das detailreiche, verspielte Bühnenbild. (Raphael)
Zuvor durften wir das Labyrinth hinter den Kulissen bewandern und waren überwältigt von der geballten Masse an Kreativität, Produktivität und Perfektion. Ich habe mir immer so viele Gedanken über den Auftritt selbst gemacht, dass mir dadurch absolut entfallen ist, wie viele Menschen hier eigentlich eine Meisterleistung vollbringen. Mit dieser Impression gingen wir dann in die Hauptprobe. Durch die letzten Vorbereitungen war die Luft wie elektrisiert, die Anspannung war noch zu spüren, doch diese schien vom Orchester abzuprallen und nur in den Zuschauerbereich zu strahlen. (Anna)
Minimales im Bühnenbild, das die zeitlose Musik hervorhebt. Kostüme, die jeden Charakter in seinen Besonderheiten unterstreichen. Richtige Pop-Art Mode-Kunstwerke als Kostüme und dazu die magisch-farblichen Nuancen der Beleuchtung sind ein Teil der Begründung, warum ich mich schon in den ersten Sekunden nach der Ouvertüre überwältigt und begeistert fühlte. (Sofianna)
Es hat etwas von einer Zirkusmanege, in der eine moderne Liebeskomödie dargestellt wird, zu Klängen und Tonhöhen, die eigentlich im Kontrast stehen sollten, es aber nicht tun. Mozart und Popdesign. Musik und Bild harmonieren miteinander wie ein eigenständiges Paar. (Anna)
Das Bühnenbild beeindruckt fortwährend mit visuellen Reizen. Grellleuchtendes Mondgestein ragt aus dem Boden, ein selbstspielendes Piano steht zentral auf einer schillernden Bühne, die durch neonfarbene, sich bewegende Wände und Decken zu einem Klangkasten begrenzt wird. Während des Stücks hat man kaum Zeit die vielen Eindrücke zu verarbeiten, rasant wartet die nächste Sensation im Strobolicht. Die bunte Rastlosigkeit gefällt mir sehr. Sie spiegelt sich auch in der Musik wider, die häufig von Lichteffekten unterstützt wird. Beruhigend wirken fast schon die meist gut synchronisierten deutschen und englischen Übertitel zum italienischen Gesang, die die Geschichte einer Wette um Treue und Verführung leicht verständlich machen. (Raphael)
Im Laufe der Handlung erweisen sich die Formen und die Strukturen des Bühnenbildes als alles, was die Darsteller daraus machen. Die Phantasie hat keine Grenzen, bis auf die der Handlung. Durch die Vorbesprechung kannte ich leider schon das Ende. Dies hat den Spannungsbogen etwas abgebaut. Persönlicher Tipp: Ende hinterher erfahren. Denn die Geschichte ist unglaublich spannend für beide Geschlechter. Die Damen haben zwei verworrene Liebesgeschichten mit unklarem Ausgang. Die Herren dürfen sich mit Satire und den Gefahren des Glücksspiels auseinandersetzen. (Anna)
Überrascht haben mich die bunten Kostüme. Hoch aufgetürmte Frisuren, gerüschte Hemden und Kleider hatte ich vorher nicht erwartet. Sie passen aber perfekt zur oft heiteren, augenzwinkernden Grundstimmung vieler Szenen. Besonders der strahlend rote Mantel Don Alfonsos passt sehr gut und bleibt mir – wie auch die zahllosen Verwandlungen Despinas – in Erinnerung. Die Kostüme fügen sich gut ein in die schimmernde Szenerie und unterstützen die vielen witzigen Passagen und das Minenspiel. Verblüfft hat mich lediglich der Kostümwechsel der männlichen Protagonisten während ihrer Wette. Sie sehen umgezogen wirklich kaum wiederzuerkennen aus. Ich kann Dorabellas und Fiordiligis Verwirrung durchaus verstehen. (Raphael)
Schnell, leuchtend, bunt. Die Komödie ist gelungen, das Testen hat Freude bereitet. Nach beiden Akten verlasse ich sehr gut unterhalten den Opernsaal. Die Geschichte einer Wette hat sich gelohnt. Die Wette wurde verloren, die Zuschauer werden gewinnen. (Raphael)
Ich ließ das Stück auf mich wirken und bewunderte, dass Mozarts musikalische Spekulationen über die Treue, Untreue in der wahren Liebe so aktuell sein können. Wer die Zeitlosigkeit dieser Musik zu schätzen weiß, versteht auch, dass diese Musik über ein breites Spektrum für szenische Kreativität und dementsprechend moderne zeitgenössische Inszenierungen verfügt und wie sie alle Komponenten der Produktion neu inspiriert. (Sofianna)
Der Gesang, die Stimmen und das minimal-maximale Bühnenbild ließen mich vergessen, dass ich in einer Oper sitze, wie ich sie kenne. Dieses Stück ist wirklich etwas Besonderes und das Erlebnis an sich hat sich angefühlt wie eine moderne, kunstvolle Darstellung einer Pärchen-Geschichte. Ist das noch Klassik, wenn so spannend ein zeitloses, denkbar aktuelles Thema inszeniert wird? Ich habe so eine Art Oper noch nicht erlebt, so nah, so modern und identifizierbar. Danke an alle Beteiligten, dass ich mich wie eine Opern-Entdeckerin und nicht wie eine OpernTesterin fühlen durfte. (Anna)
Schön, dass ihr bei uns wart! Du willst auch OpernTester werden? Dann bewirb dich unter folgender Email-Adresse: schausdiran@staatsoper-hamburg.de