Unsere OpernTester über „Erzittre, feiger Bösewicht!“
In der dritten Runde der OpernTester waren zwei neugierige Hamburgerinnen in der Hauptprobe von „Erzittre, feiger Bösewicht!“ zu Gast. Jetzt haben Sie uns davon berichtet.
Pia und Wiebke waren am 18. April in der Hauptprobe unserer opera piccola dabei und erlebten unsere Neufassung der „Zauberflöte“ für Jugendliche vorab. Nach der Probe haben sie sich mit unserer Musikpädagogin ausgetauscht und ihre Eindrücke für uns zusammengefasst. Wie hat ihnen die moderne Hamburg-Version der „Zauberflöte“ gefallen? Wie war es, live bei einer Probe dabei zu sein? In ihren Berichten erklären sie uns, was aus ihrer Sicht das Besondere an „Erzittre, feiger Bösewicht!“ ist. Lest selbst!
Operngesang trifft auf den Hamburger Kiez. Wer findet, dass das beim ersten Hinhören nicht unbedingt vereinbar klingt, wird bei genauerem Hinsehen und vor allem zuhören, in einer sehr zeitgemäßen Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte vom Gegenteil überzeugt. Denn diese Oper schafft Kontraste, man könnte sogar sagen, spielt geradezu mit Kontrasten. (Pia)
Der Beginn von „Erzittere, feiger Bösewicht“, wirkte auf mich total elektrisierend, da sich mir ein unerwartetes Bild bot; die für die Oper eher untypische Kleidung und Verwendung von Sprache, bildeten mit der wunderschönen Musik ein überraschend gutes Gleichgewicht. Mir hat es unglaublich gut gefallen, als Publikum in der Probe sitzen zu dürfen, weil man die Inszenierung unmöglich passiv oder unberührt anschauen kann, wenn man beispielsweise direkt von einem Papageno angesungen wird. (Wiebke)
Das Stück bedient sich vieler moderner Elemente, wie zum Beispiel einer sehr lockeren, von Anglizismen geschmückten, alltagstauglichen (Jugend)Sprache. Um im nächsten Atemzug wieder in die Sprache des 19. Jahrhunderts zu wechseln. Prinz Tamino ist beispielsweise in dieser Inszenierung kein Adliger, sondern ein so genanntes aus Blankenese stammendes „Rich kid“. Pamina wird über Tinder kennengelernt, und idylische Landschaften durch Dönerbuden ausgetauscht. Trotz vieler Abänderungen, die der Aufführung definitiv zu Gute kommen, werden die wichtigen Kernelemente, wie die Zauberflöte Papagenos, und das magische Glockenspiel Taminos erhalten. Und auch die grundlegende Geschichte, sowie Lehre des Ganzen bleibt die gleiche. Und so führt einen das Stück schmunzelnd, und mit einer großen Leichtigkeit durch den Abend. (Pia)
Ich empfand die Kombination aus sowohl jugendlichem Orchester und Chor als auch sehr erfahrenen, erwachsenen Sängern als großartig, da man sich einerseits mit den Gleichaltrigen identifizieren kann, das Ganze durch das schöne Zusammenspiel der unterschiedlichen Personen aber trotzdem sehr professionell wirkte. Mir persönlich waren einige der Szenen tatsächlich zu sehr modernisiert, sodass zum Beispiel der erste Auftritt von Papagena ein geradezu skurriles Bild darbot. Andererseits denke ich, dass Einlagen wie der „Dab“ oder die Verwendung von Smartphones, moderner Kleidung und jugendlicher Sprache gerade für Jüngere ein witziger und cooler Faktor ist, der Faszination und Konzentration gebündelt hält. (Wiebke)
Vor der Kulisse Hamburgs, und mit musikalischer Untermalung eines starken Jugendchors, sowie ebenso starken Orchesters, und starken Stimmen der Hauptbesetzungen, bleibt mir nichts anders übrig, als eine wirklich starke Empfehlung für diese gelungen Übertragung der Zauberflöte in unsere heutige Zeit auszusprechen. (Pia)
Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, eine Probe und all die hinter einer solchen Aufführung stehenden, harten und ermüdenden Prozesse, miterleben zu dürfen, da ich bisher nur die Rolle des unwissenden Publikums kannte, das ausschließlich die Fassade dieser vollkommene Operninszenierungen genießt. Ich empfehle das Stück jedem, der mit der Oper als Form sonst eher die ernste Atmosphäre eines sich lang ziehenden Stückes verbindet.“ (Wiebke)
Schön, dass ihr bei uns wart! Du willst auch OpernTester werden? Dann bewirb dich unter folgender Email-Adresse: schausdiran@staatsoper-hamburg.de