Venere e Adone: „Ein antikes Drama, umgesetzt von einem handverlesenen Ensemble“
Salvatore Sciarrinos „Venere e Adone“ hatte am 28. Mai Uraufführung im Großen Haus. Die Regie führt Georges Delnon, die musikalische Leitung über das Philharmonische Staatsorchester hat Kent Nagano. Als Venere steht die Sopranistin Layla Claire auf der Bühne, Randall Scotting verkörpert Adone und Evan Hughes interpretiert die Partie Il Mostro.
Über die Uraufführung des neuen Werkes von Salvatore Sciarrino berichtet Elisabeth Richter im Deutschlandfunk Musikjournal: „Salvatore Sciarrinos „Venere e Adone“ stellt viele Fragen, die Antworten muss man selber finden, und dazu gibt die poetisch-stille Produktion der Hamburgischen Staatsoper reichlich Stoff zum Nachdenken.“ Die ZEIT titelt: „Diese Musik ist eine Sensation“ und schreibt über die Oper „Sciarrino genügt eine einzige musikalische Idee, um darin die Essenz der Handlung zu spiegeln“ und weiter „etwas Wahrhaftiges über das Leben hatte in der Oper schon lange niemand zu sagen“. Heike Linde-Lembke rezensiert im Newsletter Chaverim: „Komponist Salvatore Sciarrino macht mit seiner Komposition Stille hörbar. Er setzt in der Stille an, lässt sie behutsam anschwellen, entzieht ihr dabei einen Schleier und macht sie real. Er führt Klänge zu ihren Ursprüngen zurück, holt sie aus dem Nichtsein, lässt sie entstehen und wieder vergehen und symbolisiert mit ihr die ewige Illusion von Leben und Tod.“ Christian Strehk fasst in den Kieler Nachrichten zusammen: „Venere e Adone: Delnon, Nagano und eine excellente Sängerriege punkten in Hamburg mit Sciarrinos Oper“ und „Das Publikum reagiert ob der permanenten Einflüsterungen begeistert, feiert die mentalen und stimmlichen Leistungen der zu Beginn und am Ende zum Kommentarchor gebündelten Sängerschar.“ Jürgen Kesting in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die Musik: „Das Geschehen spielt in einem Klangraum, in dem die einzelnen Instrumente wie aus einem Grundrauschen herausblitzen und -leuchten.“ und: „Es sind feinste Klanggespinste, bei denen selbst Anblasgeräusche einen Eigenwert bekommen.“
Über die Regie schreibt Joachim Mischke im Hamburger Abendblatt: „Georges Delnon macht in dieser Prestige-Produktion nicht nur für Feinschmecker alles richtig.“ und fügt hinzu: „klare, strenge und doch empathische Charakterzeichnung.“ „Staatsopernintendant Georges Delnon inszeniert die etwas mehr als einstündige Oper in reduzierten, klaren Bühnenbildern, (…)“ bestätigt auch die DPA. Deutschlandfunk ergänzt: „Regisseur Georges Delnon hat mit seiner Bühnenbildnerin Varvara Timofeeva mit poetischen Bildern der feinen Musik Sciarrinos nachgespürt.“ Auf dem spanischen Blog Ópera actual heißt es, Delnon inszeniere „eine unkomplizierte Aufführung, die eine antike Welt mit zeitgenössischen Untertönen heraufbeschwor und die Hauptlinien der konzentrierten Handlung elegant herausarbeitete. Am Ende dieser brillanten Premiere wurde der Auftritt von Sciarrino mit herzlichem Applaus bedacht.“ Michael Pitz-Grewenig resümiert für Klassik.com: „Am Ende verdienter rauschender Beifall für eine vorzügliche und mutige Inszenierung.“
Auch für das Philharmonische Staatsorchester unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano finden die Medien lobende Worte. So steht im Hamburger Abendblatt: „Die Philharmoniker genossen bei der Premiere am Pfingstsonntag diese Herausforderung und spielten mit bezwingender Intensität und Klarheit. Die radikal ungewöhnlichste und damit stärkste Produktion mindestens dieser Staatsopern Spielzeit.“ Im Newsletter Chaverim heißt es: „Das Philharmonische Staatsorchester setzt diese neue, sehr emotionsbetonte, eingängige Musik unter dem Stab von Kent Nagano subtil um.“ „(…) Generalmusikdirektor Kent Nagano schafft mit den Philharmonikern einen auratischen Kammermusik-Klangraum, aus dem die optimal besetzten Stimmen hervorstechen und so manches Mal ein frappierendes Echo erfahren.“ Ergänzen die Kieler Nachrichten. „Working with a modest-sized orchestra, Kent Nagano maintained clarity and precision throughout, ensuring that the emotional essence of each instrumental colouring was suitably conveyed.” schreibt Bachtrack.
Zusammenfassend berichtet Deutschlandfunk über die musikalische und gesangliche Leistung: „Das Philharmonische Staatsorchester unter Kent Nagano agierte auf den Punkt, mit feinen Nuancen. Layla Claire und der Countertenor Randall Scotting in den Titelpartien, sowie Evan Hughes als Ungeheuer singen mit großer Intensität, sie kristallisieren gekonnt die melodischen Qualitäten von Sciarrinos Musik heraus.“ Die Dpa schreibt: „Generalmusikdirektor Kent Nagano hat das Philharmonische Staatsorchester und die Sängerinnen und Sänger in dieser Oper, die bewusst auf gefällige Harmonien und klare Rhythmisierung verzichtet, souverän zusammengeführt.“
Über das Ensemble ist im Hamburger Abendblatt zu lesen: „Ein antikes Drama, umgesetzt von einem handverlesenen Ensemble, das keine Sekunde langweilt oder seine symbolistische Eleganz ans vordergründige Effektheischen verscherbelt.“ und weiter „Der Bassbariton Evan Hughes brilliert in dieser Hauptrolle, er leidet mit und in jedem herausgepressten waidwunden Ton.“ Bachtrack fügt über die Partie „Il Mostro“ hinzu: „By far the biggest role is that of Il Mostro, present initially as a disembodied voice and semi-amplified, here taken by the deeply sonorous bass-baritone of Evan Hughes.” Und schreibt weiter: “Both the American countertenor Randall Scotting as Adonis and the Canadian mezzo Layla Claire as Venus were well matched.” Der Adonis verkörpernde Randall Scotting wird im Abendblatt als „strahlender Countertenor“ bezeichnet. Auch auf dem Blog Kultura-Extra werden er und Layla Claire gelobt: „Zum musikalischen Erfolg der schönen Produktion trugen vor allem (und an dieser Stelle besonders hervorgehoben:) der phänomenale Countertenor Randall Scotting (als Adonis) wie auch die mit ihren artistischen Höhen beeindruckende Layla Claire (als Venus).“ Die Dpa meldet: „Evan Hughes als das Ungeheuer überzeugt mit einem berührenden Bassbariton, der in dem wenig melodischen Stück gut mit Countertenor Randall Scotting harmonisierte. Auch Sopranistin Layla Claire (Venus), Matthias Klink (Mars) und die anderen Sängerinnen und Sänger meisterten die Sciarrino-typischen, brüchigen Gesangskaskaden bravourös.“ Über die gesangliche Schwierigkeit von „Venere e Adone“ resümiert Bachtrack: „Vocally, this opera represents a considerable challenge. The characters are rarely supported by any accompaniment, which is tantamount to walking long distances on a high wire. They form part of a process of timbral exploration, involving messa di voce, glissandos, portamenti and incantatory reiterations, with only the briefest of melismas.”