Auf einen Schnack mit: Ermonela Jaho
Die albanische Sopranistin Ermonela Jaho wird ab dem 15. März in Puccinis Oper Madama Butterfly an die Hamburgische Staatsoper zurückkehren. Weltweit konnte sie bereits das Publikum mit ihrer Paradereolle der Cio-Cio-San begeistern. Die aktuelle Inszenierung von Madama Butterfly aus dem Repertoire der Staatsoper Hamburg stammt von Vincent Boussard, die Musikalische Leitung hat Matteo Beltrami.
Frau Jaho, für Ihre Interpretation der Cio-Cio-San sind Sie weltbekannt. Haben Sie eine besondere Beziehung zu dieser Figur? Und wenn ja, welche?
Ich versuche, mich in jeder Rolle selbst zu finden. Ich glaube, nur so kann ich eine gemeinsame Basis zwischen mir und dem Publikum schaffen. Butterfly macht da keine Ausnahme. Die Art und Weise, wie ich an den ersten Akt bei der Hochzeit oder den Rest der Oper herangehe, ist nicht sehr weit von der Art und Weise entfernt, wie ich die Welt sehe. Ich bin mir nicht sicher, ob es für einen Künstler möglich ist, seinem Werk keine autobiografischen Züge zu verleihen. Meine Verbindung zu Cio-Cio-San ist also etwas Besonderes, denn sie ist eine Verbindung zu mir selbst.
Wie Cio-Cio-San glaube ich an die reine, aufrichtige Liebe, und das ist für mich die Quintessenz des Menschseins. Vollkommen, aufrichtig, leidenschaftlich….
Sie haben an nahezu allen großen Opernhäusern gesungen. Gibt es ein besonderes Ritual, das Sie bei Ihren zahlreichen Reisen pflegen oder haben Sie einen speziellen Glücksbringer?
Der besondere Glücksbringer, wenn man es so nennen kann, ist die Vorbereitung. Ich lebe ein sehr konzentriertes Leben mit klaren Prioritäten. Wenn ich für eine Produktion reise, egal wie groß oder klein das Opernhaus ist, ist mein ganzes Leben auf diese Produktion ausgerichtet. Ich muss so schnell wie möglich ein Fitnessstudio finden und mich körperlich, geistig und künstlerisch in die beste Form bringen, um der Rolle gerecht zu werden. Alles andere ist eine Ablenkung, von der ich nicht zulassen kann, dass sie Energie von mir und damit von meiner Interpretation abzieht.
Wir freuen uns sehr, Sie an der Hamburgischen Staatsoper zu erleben. Worauf freuen Sie sich am meisten in Hamburg?
Das wird mir ein Vergnügen sein, ich habe die Hamburger Oper und ihr Publikum immer geliebt. Worauf ich mich freue, ist, dem Publikum meinen bisher besten Schmetterling zu schenken. Man hat mich damit schon gesehen, aber ich versichere Ihnen, dass ich unermüdlich daran arbeite, jeden Tag besser zu werden. Das einzig Sichere und Beständige in dieser Welt ist der Wandel, und ich setze mich dafür ein, immer auf der Höhe der Zeit zu bleiben.
Welchen Komponisten würden Sie gerne mal auf eine Tasse Kaffee treffen?
Das ist ganz einfach, Puccini. Nicht, weil ich nicht wüsste, was er dachte, als er seine wunderschönen Opern schrieb, sondern nur, um zu überprüfen, ob das, was ich fühle, wenn ich sie singe, mit dem übereinstimmt, was er im Herzen und im Kopf hatte. Ich denke, alle Künstler leiden unter dem Syndrom der externen Anerkennung…. 😀
Ermonela Jaho gab mit nur 17 Jahren ihr professionelles Debüt als Violetta (La Traviata) in Tirana. Sie sang an führenden italienischen Opernhäusern wie dem Teatro di San Carlo in Neapel und dem Teatro La Fenice in Venedig. Es folgten internationale Engagements, u. a. an der Opéra National de Paris und an der Metropolitan Opera New York. Zu ihrem Repertoire gehören Partien wie die Titelpartien in Anna Bolena, Manon Lescaut und Mireille. Als Cio-Cio San gab sie 2014 ihr Hamburg-Debüt.