Auf einen Schnack mit: Georgia Jarman
Die amerikanische Sopranistin wird in der Deutschen Erstaufführung der Oper „Lessons in Love and Violence“ als Königin Isabel zu erleben sein. Erfahrt im Interview mehr über die musikalische Welt des Werkes von George Benjamin in der Inszenierung von Katie Mitchell.
Was ist für dich das Besondere an den Kompositionen von George Benjamin?
Georgia: Ich habe kürzlich ein Interview mit George über zeitgenössische Musik gelesen, in dem er sagte, das Publikum sollte „die Tatsache genießen, dass Ihre Ohren auf unterschiedliche Weise verwendet werden“. Ich habe dieses Zitat, wie ein Juwel, immer wieder in meinem Kopf gedreht. George hat eine Klangwelt, die seinesgleichen sucht. Und seine Fähigkeit, Emotionen durch Orchestrierung und Wortmalerei zu animieren, ist atemberaubend. Als ich zum ersten Mal seine Oper „Lessons in Love and Violence“, gespielt vom Orchester der Royal Opera, hörte, sprang ich fast aus meinem Sitz! Die Palette ist so reichhaltig und die Texturen sind so unerwartet. Ich habe jetzt in zwei Opern von ihm mitgewirkt und beide haben eine besondere Art von unterdrückter Intensität, die direkt unter der Oberfläche brodelt und am Ende voller Leidenschaft ausbricht. Der langsame, intensivierende musikalische Aufbau ist berauschend und meisterhaft.
In der Produktion „Lessons in Love and Violence“ bist du in der Rolle der Königin Isabel zu erleben. Was zeichnet diese Rolle aus – musikalisch sowie szenisch?
Georgia: Isabel ist eine hartnäckige Persönlichkeit, die nur schwer zu durchschauen ist. Die Arbeit mit Regisseurin Katie Mitchell und ihren wunderbaren Assistenten Dan Ayling und Robin Tebbutt ist ein Luxus. Katie und ihr Team können tief in die psychologischen Aspekte eines Charakters eintauchen, jede winzige Motivation hinterfragen und lebhafte Hintergrundgeschichten für alle Charaktere im Probenprozess untersuchen. Es entsteht ein dreidimensionaler Charakter, es ist wahrhaft magisch. Musikalisch hat George eine faszinierende Reise für Isabel geschaffen. Sie ist eine majestätische Königin, scharfsinnig und anspruchsvoll, mit einer starken politischen Agenda. Sie kann aber auch leidenschaftlich und, wenn nötig, flehentlich sein. Das Ergebnis ist eine überzeugende Kombination aus sehr direkten Texten und Musik, die von Georges farbiger Orchestrierung und einigen herzzerreißenden, sinnlichen Momenten unterstützt wird.
Du warst schon einige Male in Hamburg. Gibt es hier bereits Orte, die du gerne besuchst, wenn du in der Stadt bist?
Georgia: Diesmal habe ich meine 5-jährige Tochter bei mir, also steht das Schokoladenmuseum definitiv auf der Tagesordnung. Und wir haben bereits einen langen Nachmittag im Miniaturwunderland verbracht! Ich bin so froh, dass der Regen aufgehört hat, damit wir die Parks genießen können. Hamburg ist ein wunderbarer Ort zum Erkunden. Ich habe bisher sehr wenig in Deutschland gesungen, also ist es schön, hier zu sein! Anregungen werden dankend angenommen.
Georgia Jarman
Die amerikanische Sopranistin Georgia Jarman studierte an der Boston University sowie an der Manhattan School of Music. Zu ihren wichtigen Partien gehören u. a. Roxana („Krol Roger“), Agnès („Written on Skin“), Isabel („Lessons in Love and Violence“), Musetta („La Bohème“), Helena („A Midsummer Night’s Dream“), Lucia („Lucia di Lammermoor“), Gilda („Rigoletto“), Maria Stuarda („Maria Stuarda“), Manon Lescaut („Manon Lescaut“), Zenobia („Aureliano in Palmira“), Norina („Don Pasquale“) und Amina („La sonnambula“). Georgia Jarman trat bereits an vielen namhaften Häusern auf: Metropolitan Opera, Opéra National de Lyon, Royal Opera House Covent Garden, Beijing Music Festival, Elbphilharmonie, Opernhaus Zürich, Opera Philadelphia, Opéra National de Bordeaux, Georgia’s Santa Fe Festival, English National Opera, Washington Concert Opera, Malmö Opera, Caramoor Summer Music Festival, u. a.
Als Isabel in „Lessons in Love and Violence“ gibt sie ihr Debüt an der Hamburgischen Staatsoper.