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Auf einen Schnack mit: Oleksiy Palchykov

Wir begrüßen Oleksiy Palchykov als neues Mitglied in unserem Ensemble! Zur Zeit ist er als Eurimaco in „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“ zu sehen – und schon bald steht er als Tamino in „Die Zauberflöte“ auf der Bühne. Zwischen den Proben hatte der ukrainische Tenor Zeit für einen Schnack über hamburgische Herzlichkeit, leidenschaftliche Rollen und Tee mit Mozart.

Wie fühlt es sich an, in Hamburg zu sein?

Oleksiy Palchykov: Ich fühle mich sehr wohl in Hamburg! Ich komme gerade aus Paris, wo ich die letzten vier Jahre gelebt habe. Paris ist riesig und es gibt sehr sehr viele Touristen. Es ist toll, als Gast dort zu sein, aber in dieser Stadt zu leben – die Franzosen sagen „faire la vie“ – das ist manchmal weniger schön.
Als ich nach Hamburg gekommen bin, habe ich festgestellt, dass es hier viel stressfreier zugeht: Ich war beeindruckt, dass es hier so viele Bäume gibt, so viele Parks und ganz viel Wasser. Ich mag es, nah am Wasser zu sein!

Neben „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“ bereitest du dich auf dein großes Debut als Tamino vor. Was vereint die beiden Charaktere und wo unterscheiden sie sich?

Oleksiy: Ich denke, dass die beiden sehr verschieden sind. Der Charakter, den ich in „Ulisse“ darstelle, heißt Eurimaco. Er ist verliebt in Melanto und ihm ist es ziemlich egal, was um ihn herum passiert, denn sein großes Ziel ist es, mit Melanto zusammen zu sein. Die Szene mit Eurimaco und Melanto ist eine sehr romantische Szene: da ist viel Liebe im Spiel, viel Leidenschaft, viele Emotionen und Sex. Mit Tamino ist das anders: Er ist ein tiefgründigerer Charakter. Die beiden sind also sehr verschieden, haben aber auch etwas gemeinsam, denn sie verlieben sich, beide fühlen die gleiche Leidenschaft… Tamino ist für mich aber der interessantere Charakter.

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Oleksiy im Bühnenbild von „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“

Die Musik in „Ulisse“ finde ich traumhaft schön. Es ist das erste Mal, dass ich Monteverdi singe. Barockmusik ist sehr berührend und sie hat auch viel Emotionalität und Tiefgang in sich. Es ist wirklich eine tolle Inszenierung mit viel Liebe und Leidenschaft. Ich muss gar nicht viel spielen, es reicht schon, wenn ich mein Herz und meine Seele öffne und Eurimacos Liebe zeige. Tatsächlich singe ich in dieser Spielzeit sechs Rollen, die neu für mich sind. Im Moment stecke ich mitten in „Ulisse“, danach stehen alle Zeichen auf Tamino, dann kommt Paris in „La Belle Hélène“ und danach folgt noch ein Highlight, nämlich Almaviva in „Il Barbiere di Siviglia“. Es kommt also eine aufregende Zeit auf mich zu und ich freue mich auf die Herausforderung. Man muss vorsichtig, physisch und emotional gut vorbereitet sein, denn alle Rollen sind technisch sehr unterschiedlich und die Stimme ein sehr fragiles Instrument, mit dem man vorsichtig umgehen muss.

Welchen Komponisten würdest du gerne mal auf eine Tasse Kaffee treffen?

Oleksiy: Natürlich Mozart! Er ist mein Lieblingskomponist. Bei Mozart findet man alles: Gefühle, Leidenschaft, Struktur, Musik, Handlung. Manche Leute sagen, Mozarts Musik sei einfache Musik. Ich sehe das nicht so. Mozarts Werke sind unheimlich wichtig für die Welt der Musik. Ich mag auch Puccini sehr, denn Puccini, das ist pure Emotion und Leidenschaft – man kann mit voller Stimme und aus ganzem Herzen singen. Bei Mozart muss man vorsichtiger sein, denn wenn man da zu viel gibt, klingt es meist nicht mehr gut. Auch für junge Sänger sind seine Werke wichtig, da sie eine Art Basis bilden. Wenn man Mozart singen kann, kann man sicher sein, dass man auch mit allem anderen zu Recht kommt, da man gut vorbereitet ist.

Wenn ich Mozart treffen könnte, würde ich ihm nur eine einzige Fragestellen: „Wie? Wie konntest du all diese wunderbare Musik schreiben?“ Er war schließlich sehr jung, als er mit dem Komponieren anfing und ich wüsste gerne, wie das möglich ist, so etwas Großartiges zu schaffen.

 

Oleksiy Palchykov

Palchykov OleksiyOleksiy Palchykov wurde 1986 in Kiew geboren. 2006 begann er sein Studium an der Gesangsfakultät der Nationalen Musikakademie der Ukraine Peter Tschaikowski. Er gab 2008 sein Debüt in den Partien Triquet und Lenski in „Eugen Onegin“ (Tschaikowski) am Taras-Schwetschenko-Opernhaus in Kiew sowie als Lykow in Rimsky-Korsakows „Die Zarenbraut“ an der Akademischen Staatsoper M. Dzahil Tatar (Kasan, Russland) und beim Chaliapin Festival.

Seit dem hat er zahlreiche Preise und Auszeichnungen gewonnen und an einer Vielzahl von europäischen Opernhäusern wie der Opéra de Lyon, der Pariser Nationaloper, der Pariser Bastille, dem Théâtre du Léman, dem Palazzo dei Congressi Lugano, dem Théâtre de Beaulieu, dem Théâtre du Passage, der Ferme du Buisson, dem Théâtre Firmin-Gémier / La Piscine und dem Théâtre de l’Athénée gesungen.

Seit 2017 ist es Ensemblemitglied der Staatsoper Hamburg, wo er in Partien wie Lensky, Ferrando, Nemorino, Steuermann, Eurimaco (Il ritorno d’Ulisse) zu sehen ist.

Mehr über Oleksiy Palchykov gibt es hier.