Auf einen Schnack mit: Tanya Aspelmeier
Von Uraufführungen und Ritualen: Ab 15. Januar ist Tanya Aspelmeier mit „¡Gesualdo!“ in der opera stabile zu erleben. Vorab schnackt sie mit uns über Maskenmomente vor dem großen Auftritt und die Annäherung an neue Rollen.
Worin unterscheidet sich „¡Gesualdo!“ von anderen Premieren? Wie gehen Sie an die Probenarbeiten heran?
Tanya Aspelmeier: Wenn man eine bestehende Oper, ein Werk mit einer zusammenhängenden Geschichte singt, fühlt man sich in die Rolle ein und leuchtet alles psychologisch aus. Man weiß etwa, wo die Rolle anfängt, was sie durchlebt, wo sie rauskommt. Bei „¡Gesualdo!“ ist das komplett anders: Wir bringen die Madrigale von Carlo Gesualdo zur Aufführung und fokussieren uns dabei absolut auf die Musik und unsere Stimmen. Dementsprechend kann ich nicht über eine gewöhnliche Identifikation an die Rolle herangehen, sondern ganz nüchtern über die musikalische Einstudierung und mir jedes Madrigal anschauen: Was steckt da einzeln drin, welche Geschichte wird erzählt und welches Gefühl kann ich für mich rausnehmen? In den Proben werden wir das mit den Vorstellungen des Regisseurs zusammenzubringen. Das gibt viel Gestaltungsfreiheit und bleibt aber auch sehr spannend. Ich kenne die Musik nur aus dem konzertanten Bereich und bin super gespannt zu sehen, was dabei rauskommt.
Was wartet 2017 auf Sie?
Tanya: „¡Gesualdo!“ ist zum Start in das neue Jahr etwas Besonderes und unglaublich spannend, weil das Projekt sehr offen ist und vom Gefühl her improvisativ sein kann. Ende Januar singe ich eines der Eröffnungskonzerte der Elbphilharmonie, darauf freue ich mich auch sehr. Das ist die andere Seite der Zeitskala, „Moses und Aron“ von Schönberg, ein wahnsinnig tolles Werk. Ein schöner Auftakt für 2017.
Haben Sie ein Ritual, bevor Sie die Bühne betreten?
Tanya: Nee. Das war mir immer zu gefährlich, mich an etwas zu klammern. Ich stimme mich vorher ein, bei der Oper nochmal ganz anders als bei Konzerten. Und ich versuche, ein paar Momente lang zur Ruhe zu kommen, mich auf mich zu besinnen und Körper und Geist und Seele zu kalibrieren.
Alleine durch die Maske ist ein Ritual gegeben und für mich der Moment, in dem man innerlich umschaltet, sein Eigenes ein bisschen zurücknimmt und in die Rolle schlüpft. Die Ruhe vorher in der Maske und die Verwandlung, das ist ganz schön.
Tanya Aspelmeier
Die Sopranistin Tanya Aspelmeier studierte Gesang in den Sparten Lied, Oratorium und Oper an der Musikhochschule Hamburg, wo sie ihr Konzertexamen und Operndiplom, begleitet von den Hamburger Symphonikern, mit Auszeichnung ablegte. Ihr Repertoire spannt einen Bogen von der Barockoper (z.B. Rameau „Castor und Pollux“, Lully „Achille et Polyxène“, Händel „Almira“, Monteverdi „Orfeo“ sowie Telemann „Orfeo“ bzw. „Orpheus“) über Mozart (z.B. „Entführung aus dem Serail“ „Così fan tutte“) und Operette (z.B. Offenbach „Orpheus in der Unterwelt“) bis zum zeitgenössischen Musiktheater (z.B. Henze „We come to the river“).
Im Wagnerjahr 2013 debütierte die Sopranistin in Wagners „Parsifal“ in Dortmund, Essen und Madrid unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. Im Frühjahr 2015 war Tanya Apelmeier u.a. in der Laeiszhalle Hamburg mit den „Vier letzten Liedern“ von Richard Strauss zu hören und wird in den Konzerten zur Eröffnung der Elbphilharmonie 2017 unter Ingo Metzmacher zu Gast sein. In der Inszenierung von „¡Gesualdo!“ wird sie im Januar 2017 an der Hamburgischen Staatsoper zu erleben sein.