Hamburg singt die Zauberflöte – Michael Zlanabitnig über sein Arrangement „MoinMozart!“

Michael Zlanabitnig hat das Arrangement für das Mitsing-Projekt „MoinMozart!“ geschrieben, das am 23. September von den sieben Hamburger Bezirken am Jungfernstieg aufgeführt wird.

Für jeden Bezirk hat Michael Melodien der Zauberflöten-Protagonisten ausgewählt und neu arrangiert: Zusammen werden sie an der Binnenalster als großes Ganzes erklingen. Wir haben uns mit ihm über dieses besondere Projekt unterhalten.

Du hast bereits Erfahrung in der Konzeptionierung von Mitsing-Projekten. Was macht für dich den besonderen Reiz daran aus?

Michael Zlanabitnig: Der besondere Reiz solcher Projekte liegt darin, eine musikalische Idee zu entwickeln, die auch von unerfahrenen Sängern in kurzer Zeit umgesetzt werden kann, ohne den musikalischen Charakter und vor allem den Spassfaktor aus den Augen zu verlieren. Denn der Spass und die Freude am Musizieren ist die wichtigste Triebkraft für das Gelingen einer solchen Aktion – und genau dort trifft sich unsere Intention mit Mozart, dessen Musik spielerischer und lustvoller nicht sein könnte. Ziemlich sicher hätte auch er Spass an einem solchen Projekt gehabt.

Fast jeder kennt die Melodien und Motive der Zauberflöte – wie bist du damit in der Konzeptionierung umgegangen?

Michael Zlanabitnig: Mit viel Respekt vor dieser faszinierenden Oper, aber auch etwas musikalischem Augenzwinkern. Die größte Herausforderung war, im Hauptteil des Arrangements eine Art Quodlibet der bekanntesten Melodie-Hooklines aus der Zauberflöte zu schaffen, in welchem diese Versatzstücke zusammen genommen ein neues Stück ergeben: eine Art Zauberflöten-Klangwolke. Das Ziel ist, die bekanntesten Zauberflöten-Ohrwürmer auf einmal erklingen zu lassen, indem jede Hauptfigur mit ihrer Erkennungsmelodie auftritt – denn jedes der sieben Gesangs-Teams wird mit einer Figur aus der Oper verknüpft, der es individuell Leben einhauchen darf. Im Idealfall verbunden mit dem Aha-Effekt für Zuhörer wie Mitwirkende, sich selbst dabei zu beobachten, wie man Mozart-Melodien entdeckt.

Was bedeutet Mozart für dich persönlich?

Michael Zlanabitnig: Als gebürtiger Salzburger verspürt man vielleicht eine angeborene Nähe zu Mozart, den ich persönlich schon als Kind spielerisch, am Klavier improvisierend für mich entdeckt und lieben gelernt habe – angeregt durch seine eigene Kindheitsgeschichte, die mich von Anfang an faszinierte. Neben all dem nicht in Worte zu fassenden Genie bewundere ich Mozart vor allem auch für seinen musikalischen Humor und für die geniale Einfachheit seiner Melodien – für mich die größte Kunst überhaupt.

 

Wie das Arrangement klingen wird? Unser Zauberflöten-Cast hat die Partien vorab für uns eingesungen – und auch das Notenmaterial für jeden Bezirk gibt es auf dem Blog (unter dem Punkt „Übungsmaterial“) zum Download.

 

Michael Zlanabitnig

mz21980 geboren in Salzburg/Österreich, früh musikalisch geprägt durch die klassische Plattensammlung seiner Eltern, spielerischer Zugang zur Musik durch Singen und Improvisation am Klavier – später Klavier- und Geigenunterricht. In weiterer Folge Studium Klavier und Musikpädagogik an Landeskonservatorium Klagenfurt und Musikuni Graz, sowie der Popakademie Mannheim im Bereich Popmusikdesign mit Schwerpunkt Singer/Songwriter.

Michael Zlanabitnig arbeitete als Musikalischer Leiter an verschiedenen Theater-Häusern wie dem Nationaltheater Mannheim, Staatstheater Mainz, Neukölner Oper Berlin, Schauspielhaus Graz, neben seiner internationalen Tätigkeit als Songwriter, Komponist und Arrangeur in den Bereichen Pop, Film, Werbung und Show. Neben eigener künstlerischer Entfaltung im Pop-Bereich („The Life Between“, „Tautrinker“) seit 2010 intensive Zusammenarbeit mit „The Young ClassX“, einem rasant wachsenden Hamburger Jugend-Musikprojekt mit sozialem Schwerpunkt als Komponist, Arrangeur & Chorleiter sowie als Autor musikalischer Publikationen im Bereich Pop/Klassik mit dem Schott-Musikverlag.

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1 Kommentar

  1. Boike Jacobs sagt:

    Eine phantastische Inszenierung ohne Albernheiten, tiefgründig, liebevoll, heiter, ernsthaft, die viele Widersprüche dieser Oper auflöste und zu einer grandiosen Einheit fügte. Rassismus, Klassendenken und Frauenfeindlichkeit waren aufgehoben, es bestand nicht länger der Kontrast zwischen den edlen Liebenden und dem reinen Tor, vielmehr wurden drei Menschen auf der Suche nach Sinn und Ziel ihres Lebens gezeigt. Der Umgang mit Licht und Projektion zeigte Gefühle und Gedanken, die Königin der Nacht und Sarastro traten nicht als Personen auf sondern als Mächte und wurden am Ende als Ying und Yang sichtbar. Einzige Peinlichkeiten: Astronaut und Mickymaus. Bei der Premiere bin ich der Inszenierung am Jungfernstieg trotz zunehmender Kälte drei Stunden lang fasziniert gefolgt und werde mir die „Zauberflöte“ auf jeden Fall noch einmal anschauen.

    Boike Jacobs

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