Junges Publikum testet „Die Zauberflöte“

Im Rahmen unserer Neuproduktion „Die Zauberflöte“ starteten wir unser neues Format für junges Publikum: die OpernTester. Wir freuen uns sehr über die große Resonanz und die zahlreichen Bewerbungen.

Sophie, Pug, Timon, Madeleine und Diana haben die Generalprobe der Zauberflöte besucht und vorab getestet. Im Gespräch mit unserer Musiktheaterpädagogin diskutierten sie in der Pause und nach der Probe die brennendsten Fragen.

Auf dem Staatsopern-Blog dürfen unsere Tester nun auch zu Wort kommen und erzählen, wie sie die Oper erlebt haben: Welche Emotionen hat die Musik in ihnen bewirkt? Welche Eindrücke hat die Inszenierung ausgelöst? Was ist nach der Vorstellung für sie geblieben?

Diesen Aspekten sind die jungen Besucher nachgegangen – hier einige Auszüge aus den Berichten von Sophie, Pug, Timon und Diana:

Der Besuch der Zauberflöte hielt viele Überraschungen bereit. Jette Steckel nutzt in ihrer Inszenierung beispielsweise Schikaneders Libretto nur peripher als Vorlage und ergänzt dieses um eigene Ideen, wodurch eine erstaunlich moderne Oper entsteht. Bereits in der Ouvertüre fand die erste Überraschung statt, eigentlich war es eher ein Schreck, welcher mir ein vergnügliches Grinsen entlockte: die Art, wie der betagte Tamino die Bühne betrat. Genauso wenig war ich auf Papageno und Tamino als Jugendliche gefasst, die auf Skateboards und mit Gettoblaster über die Bühne fuhren. Als die drei Damen Papageno den Mund mittels neonfarbigem Klebeband verschlossen und Tamino einen rot-leuchtenden Pfeil aushändigten, wurden bei mir Assoziationen zu Deichkind-Konzerten geweckt. Diese jugendliche Aufmachung empfand ich als erfrischend und aufstörend zugleich. (Sophie von Broen)

Die Zauberflöte. Sie ist eine der bekanntesten und damit auch am öftesten aufgeführten Opern. Nun wurde sie von Jette Steckel an der Staatsoper neu inszeniert und einige – unter anderem ich- hatten das Glück bei der Generalprobe dabei gewesen sein zu dürfen. Was die Darsteller angeht, bin ich persönlich sehr begeistert von Jonathan McGovern, der den Papageno gespielt hat. Er hat nicht nur mit seiner Stimme überzeugt, sondern vor allem mit seinem Schauspieltalent. Und die Königin der Nacht, Christina Poulitsi, hat die unglaublich hohen Töne scheinbar mühelos gesungen. (Diana Muth)

Da sitze ich also vor dem leeren Computerbildschirm und frage mich, was kann eine 12-jährige schon Wichtiges über eine große Opernaufführung sagen? Ich könnte schreiben, dass mich die Oper schon als Gebäude sehr beeindruckt hat, und dass ich mich sehr gefreut habe, als Opern-Tester bei der Generalprobe der „Zauberflöte“ dabei sein zu können. Besonders, weil es nach ganz vielen Theaterstücken meine erste Oper war, die ich erleben durfte. Natürlich habe ich mich vorher schlau gemacht. Habe die Musik vorher noch mal auf CD gehört, mich mit der Geschichte und Handlung beschäftigt und mit meinen Eltern und Großeltern über die Zauberflöte und die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart gesprochen. (Madeleine)

Der Dirigent kam rein und alle klatschten ganz aufgeregt und voller Vorfreude. Auch ich war gespannt, was passieren würde. Nur eine Sache war anders als sonst in der Oper. Diesmal sollte es mir schwerer fallen, mich einfach in die Oper fallen zu lassen, da ich ja über die Generalprobe einen Bericht schreiben sollte. Aber nach den ersten Akkorden in der Ouvertüre war auch die Anspannung weg und ich konnte die Oper genießen. Doch dieser Moment der Entspannung war nur kurz: Ein alter Mann in der ersten Reihe wurde – den Spot auf ihn gerichtet – aus dem Zuschauerraum gebracht. Für mich ehrlich gesagt ein schlechter Scherz ohne jeglichen Zusammenhang mit dem was mich erwarten würde; und dann singt dieser Alte auch noch auf der Trage. Doch dann kommen die drei Damen, verkleidet als Nonnen und singen, während der junge Tamino, stets mit rotem Pulli gekennzeichnet, aufwächst. Es wird Fußball gespielt, Skateboard gefahren und was Jugendliche sonst noch so machen, denn er hat auch schon seinen Gefährten Papageno (stets mit gelbem Pulli) kennengelernt. Dann fängt das Abenteuer an. Papageno im Reich Sarastros, wo er die Tochter der Königin der Nacht findet; aber auch den lüsternen Manostatos. Eine Szene in der ich schon etwas lachen musste… (Pug Andersen)

Und so kann ich hier jetzt schreiben, dass die Inszenierung der Regisseurin Jette Jeckel so ganz anders war als das, was ich nach den Erzählungen meiner Mutter erwartet hatte. Mit einem Bühnenbild aus Licht und Laser mit tollen Effekten wie aus einem Traum. Mit Kostümen, die überhaupt nicht märchenhaft bunt waren. Mit Tamino und Papageno, die zwischendurch als Kinder auf der Bühne Ball gespielt haben. Eben mit einer Inszenierung, die die bekannte Geschichte nicht nur einfach noch mal, sondern eigentlich ganz neu erzählt.(Madeleine)

© Arno Declair

© Arno Declair

Für mich sind die Flöte und das Glockenspiel elementare Bestandteile der Zauberflöte. In dieser Inszenierung wurden sie durch zwei identische rote Pfeile ersetzt. Das hat mir nicht gefallen und die Bedeutung der Pfeile habe ich auch nicht ganz verstanden. […] (Timon Usinger)

Optisch war der riesige Lichtvorhang, der während der ganzen Aufführung benutzt wurde, um verschiedene Situation oder auch Symbole zu visualisieren, sehr beeindruckend. So werden zum Beispiel sowohl Sarastro als auch die Königin der Nacht auf die zahlreichen LEDs projiziert und stellen damit auch etwas Übernatürliches, Allmächtiges dar. (Diana Muth)

© Arno Declair

© Arno Declair

Eine weitere Überraschung tat sich mit dem unkonventionellen Bühnenbild auf, welches unter anderem aus acht beeindruckenden Vorhängen aus LED-Lichterketten, Live-Video-Projektionen und einem kurzen Laser-Einsatz bestand. Obwohl es für meinen Geschmack medial etwas reduzierter hätte ausfallen können, war die Lichtinszenierung in der Zauberflöte eine beachtliche technische Leistung, die viele schöne Bilder hervorbrachte. Der Besuch der Zauberflöte stellte insgesamt ein spannendes und ungewöhnliches Opernerlebnis dar, mit reichlich visuellen Eindrücken und wunderbarer Musik. (Sophie)

Es gab fast keinen Wechsel des Bühnenbildes, dadurch war es sehr einfach und schlicht gehalten […]. Das Bühnenbild bestand hauptsächlich aus mehreren langen von der Decke herunterhängenden LED-Schnüren, die wie Vorhänge aussehen. […] Oft strahlten die Lichter in hellem weiß, in manchen Szenen wurden auch farbige Lichter verwandt, z.B. als die Königin der Nacht vom Orchestergraben aus sang und ihr Gesicht im Hintergrund von den LED-Leuchten projiziert wurde. Diese Idee hat mir gut gefallen. […] Ich fand es war zu viel mit den Lichterketten, es wurde nur dieser Effekt benutzt, das war fast nervend, es war für mich ein Überreiz und ich empfand es als langweilig. Das Licht war auch teilweise zu hell und tat fast in den Augen weh. (Timon)

© Arno Declair

© Arno Declair

Von dem Bühnenbild war ich geflasht. Sowohl positiv, als sinnverstärkendes Element, als auch negativ, denn manchmal wirkte es überladen oder blendete sogar. Auch sehr gefallen hat mir, dass die Bühne in einigen Szenen komplett leer war oder mit sehr minimalistischen Aufbauten gearbeitet wurde. Dies führt meiner Meinung nach dazu, dass man sich mehr auf die Musik konzentriert. Besonders schrill oder klischeehaft-kreischend hat niemand gesungen, nicht einmal die Königin der Nacht. Das einzige was mich wirklich gestört hat, ist, dass ein paar Szenen oder Dialoge in der Inszenierung raus geschnitten wurden. Aber nicht mal das kann mich und meine Begleitung davon abhalten, dass wir uns diese Inszenierung dieses Jahr noch mal ansehen wollen. (Pug)

Mir hat die Musik – gespielt vom Philharmonischen Staatsorchester – sehr gut gefallen. Aber mich hat vor allem die Inszenierung total überrascht und neugierig gemacht hat. Neugierig
auf weitere Opern in der Hamburger Staatsoper und wie diese dann – die ja meistens doch sehr bekannten Geschichten – dort auf die Bühne bringen wird. Für dieses Neugierigmachen und für den Mut, eine Oper mal ganz anders zu inszenierenm möchte ich dem ganzen Ensemble und den Technikern gratulieren und „Danke“ sagen, für einen tollen und unvergesslichen Abend. (Madeleine)

© Arno Declair

© Arno Declair

Bisher sah ich mich eher als „passiven“ Zuschauer, wenn ich in der Oper war, hier wurde ich „aktiv“ zum Mitsingen aufgefordert, das war für mich neu bei einem Opernbesuch und hat mich auch aus meinen Gedanken herausgerissen. Insgesamt hat mir die Aufführung aber sehr gut gefallen und ich habe die Musik und die ganze Aufführung an dem Abend genossen. Bei jeder neuen Inszenierung macht sich der Regisseur Gedanken und versucht die Inhalte in die heutige Zeit zu übertragen.
Die Inhalte der Zauberflöte z.B. Liebe, Träume, Entscheidungen treffen, Vertrauen, Individualität, Tod hatten 1791 und haben auch heute nach wie vor eine große Bedeutung im Leben. Etwas Neues zu schaffen und umzusetzen ist auch schwer. Eine Inszenierung muss ja nicht, wie die vorherige 30 Jahre bleiben. (Timon)

Schlussendlich muss ich sagen, dass ich sehr begeistert aus der Generalprobe herausgegangen bin und toll finde, dass die Zauberflöte auf so besondere, neue Art und Weise inszeniert wurde. Ich würde jedem empfehlen, sich diese Inszenierung anzusehen und sich mit einer offenen Einstellung eine eigene Meinung zu bilden. (Diana)

Schön, dass ihr bei uns wart! Du willst auch OpernTester werden? Dann bewirb dich unter folgender Email-Adresse: schausdiran@staatsoper-hamburg.de

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1 Kommentar

  1. Ditmar Lange (21) sagt:

    Ich fand diese neue Inszenierung fantastisch. Ich habe sie mir ganze 3 Mal angesehen. Ich bin eigentlich kein Freund von modernen Inszenierungen, aber dies ist auch keine. Es werden wundervolle Special-Effects benutzt aber es ist nicht so eine Vorstellung mit einem Kühlschrank oder einer Rakete oder so etwas auf der Bühne. Die Kostüme sind unglaublich hübsch und das Bühnenbild ist zwar aufwändig mit den LED Lampen, aber alles (außer dem Astronauten) was projiziert wird sind Dinge, die es auch vor 225 Jahren gab (z.B. Sterne, Regen, eine Hand oder Räume). Ich war absolut begeistert und kann die ganze Kritik die es aus allen Seiten gehagelt hat nicht nachvollziehen,

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