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Lady Macbeth von Mzensk: „Selten ist Oper so packend“

Die Neuinszenierung von Dmitri Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk hatte am 22. Januar Premiere. Camilla Nylund verkörperte Katerina Ismailova, Dmitry Golovnin Sergej, Alexander Roslavets Boris Timofejewitsch Ismailow und Vincent Wolfsteiner Sinowij Borissowitsch Ismailow. Die musikalische Leitung hat Kent Nagano, die Regie hatte Angelina Nikonova.

So berichteten die Medien über die Neuinszenierung des Stückes:

Die dpa zieht als Fazit: „In den Hauptrollen bot die Staatsoper hervorragende Stimmen auf. Auch in der Personenführung konnte Regisseurin Angelina Nikonova überzeugen. Kent Nagano und das Philharmonische Staatsorchester begleiteten sensibel und farbenreich, auch mit der nötigen Schärfe für die vielen satirisch-grellen Stellen. Vom Premierenpublikum bekamen sie dafür schon nach der Pause die ersten Bravorufe.“ Für NDR Kultur bespricht Annette Matz die Premiere: „Viel Filmleidenschaft steckt in Nikonovas Inszenierung: Jahres- und Tageszeiten verändern sich durch Projektionen am Bühnenhintergrund. Und dann die Ratten: Ihre Schatten sind immer wieder durch das Milchglas eines Podestes zu sehen. Der erste Mord geschieht mit Rattengift.“ „Ein großer Premierenabend, vom begeisterten Publikum frenetisch bejubelt.“ fasst IOCO (Kultur im Netz) die Premiere zusammen und schreibt weiter über die Regie: „Die in Russland geborene Filmregisseurin Angelina Nikonova führte Regie. Einfühlsam hat sie in ihrer ersten Opernregie das Werk auf die Bühne gebracht. Sie und die Bühnen- und Kostümbildnerin Varvara Timofeeva führen durch Schostakowitschs Welt und lassen genug Raum für das selbstständige Eintauchen der Zuschauer in die Handlung.“ Die Neue Osnabrücker Zeitung titelt: „Perfektes Musiktheater“ und resümiert: „Selten ist Oper so packend wie in dieser Produktion der Staatsoper Hamburg.“ weiter heißt es: „Die Musik spielt die Hauptrolle, und die lässt ihr das russische Regieteam auch zukommen. Das funktioniert dank des vorzüglichen Sängerensembles um Nylund, des Chores der Staatsoper und dank des Musikchefs Kent Nagano und des Philharmonischen Staatsorchesters.“ Das Magazin Der Opernfreund schreibt „Die russische Filmregisseurin Angelina Nikonova zeigt in ihrer ersten Operninszenierung die(se) Handlungselemente in aller Deutlichkeit… Ihre Personenführung lotet die Psyche jeder Figur punktgenau aus.“ „Die musikalische Leitung dieses ‚Psychothrillers‘ hatte Kent Nagano und obschon man sich so einiges greller, krasser, auch wilder vorstellen kann, erfüllte er doch mit dem Philharmonischen Staatsorchester die außerordentlichen Anforderungen dieser Partitur. Die Inszenierung wuchs von Bild zu Bild und setzte spannende und sogar witzige Akzente,“ findet die Kritikerin Ute Schalz-Laurenze in der Neuen Musik Zeitung.

Foto: Monika Rittershaus

Als Katerina Ismailova gab Camilla Nylund ihr Rollendebüt. Joachim Mischke lobt die Sängerin im Hamburger Abendblatt: „Mittelpunkt und Kraftzentrum ist Camilla Nylund als Katerina Ismailova. Ein Rollendebut, das man auch als Sängerin ihres Formates nicht mal eben runtersingt. (…) Stimmlich wie darstellerisch entwickelt sie sich zur Sympathin.“. Christine Lemke-Matwey schreibt für DIE ZEIT: „Großartig: Camilla Nylund in der Titelpartie. Wie sie der Mörderin Seelentöne einhaucht, mit welcher stimmlichen und sängerischen Natürlichkeit sie dem Sehnen dieser Frau nachspürt, ihrer grellen Verzweiflung, das ist Weltklasse.“ Bei der dpa ist zu lesen: „Sopranistin Camilla Nylund hat in der Staatsoper Hamburg in der Neuproduktion von Dmitri Schostakowitschs Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ in der Titelrolle der Katerina brilliert. (…). Nylund ließ ihre Stimme in allen Registern leuchten und blühen.“ „Von der ersten Sekunde an steht ein Weltstar im Mittelpunkt: Die Finnin Camillia Nylund singt die Katarina mit klarem und energischem Sopran.“ fügt Annette Matz bei NDR Kultur hinzu. Die Kieler Nachrichten berichten: „Die finnische Starsopranistin Camilla Nylund fasziniert rund um ihr demonstrativ im Mittelpunkt aufgerichtetes Ehebrecherinnenbett mit einem grandiosen Debüt in der dramatischen Titelpartie.“ und weiter: „Ganz besonders stark gelingt es aber Alexander Roslavets, aus dem Schwiegervater Boris Ismailow ein widerlich bassdröhnend bedrohliches Familienoberhaupt zu modellieren, dem man den Rattengift-Tod gönnt. Imposant auch Marta Swiderskas klangsatt vulgärer Alt der Sonjetka (…). Eberhard Friedrich hat den Staatsopernchor wieder einmal eindrucksvoll einstudiert (…).“ Über die Besetzung ist auf Klassik.com zu lesen: „In der Titelpartie glänzt Camilla Nylund mit herb aufblühendem Sopran, die es schafft, den Spagat aus Opfer und Täterin spielend zu vollziehen. Herrlich fies ist Vincent Wolfsteiners Boris, der mit gesanglich wuchtigem Nachdruck in der Rolle des Schurken aufgeht. Auf einer Höhe mit Nylund ist Dmitry Golovins Sergej (…) gesanglich und darstellerisch aber alle Zweifel verstreut. Auch die vielen kleinen Nebenrollen unter anderem in Gestalt von Tigran Martirossian als Pope, Karl Huml als Polizeichef oder Ayk Martirossian als alter Zwangsarbeiter wissen zu überzeugen“. Jürgen Kersting berichtet in der FAZ über das Ensemble: „Überzeugend (…) die Besetzung der zwei männlichen Hauptrollen. Der aus Belarus gebürtige Alexander Roslavets fand die Farben für die Grausamkeit und die Gier des Unholds Boris.“ und weiter: „Dmitry Golovnin in der Partie des Sergej, die er schon in Frankfurt gesungen hat, überzeugen: mit einem dunkel-mattierten, kräftigen Macho-Klang.“ Der Opernfreund rezensiert: „Meisterhaft gelingt auch die musikalische Seite. Da gibt es in dem von Camilla Nylund als Katerina angeführte Ensemble keinen Schwachpunkt. Nylund erfüllt mit ihrem an Wagner und Strauss bewährten Sopran und ihrer außergewöhnlichen Bühnenpräsenz alle Anforderungen der Partie…. Mit Dmitry Golovnin steht für ihren Liebhaber Sergei ein Sänger zur Verfügung, der mit expressivem Tenor durchweg beeindruckt. Glanzlichter setzen u.a. auch Alexander Roslavets als Boris, Tigran Martirossian als Pope, Vincent Wolfsteiner als Sinowij, Marta Swiderska als Sonjetka oder Karl Huml als Polizeichef – eine beeindruckende Ensembleleistung.“ „Als Katerina Ismailova debütierte Camilla Nylund. (…). Stimmlich gelingt es ihr ausgezeichnet diese verletzte geschundene Seele darzustellen. Ihre lyrisch leuchtende Stimme bleibt stets in der Gesangslinie. Dramatische Attacke paart sie mit kantablem Schmelz und ekstatischen Ausbrüchen. In den dramatisch-theatralischen Passagen überzeugt sie durch ihre warmen Stimmfarben. Leidenschaftlich wirft sie sich in die Rolle, die sie mit ihrer eindringlichen Gestaltung phänomenal gestaltet. Ein großes Rollendebut.“ so Michael Stange für IOCO und ergänzt „Als ihr Liebhaber Sergej glänzt Dmitry Golovnin. Mit hellem, trompetenhaft durchschlagskräftigem aber zugleich klangschönem und farbenreichem Tenor gestaltet er raffiniert und psychologisch differenziert den egoistischen Widerling mit Charme, Verschlagenheit und Brutalität. Vincent Wolfsteiner, gerade noch gefeierter Siegfried im konzertanten Dresdner Ring, überzeugt als Sinowij Borissowitsch Ismailow mit glühendem aufbrausendem höhensicherem Heldentenor. Zwei große Tenöre.“

Foto: Monika Rittershaus

Ebenfalls gibt es für das Philharmonische Staatsorchester viel Jubel. Die FAZ schreibt: „Der Jubel des Abends, (…) galt dem glänzend disponierten Orchester und dem hochgespannten Kent Nagano.“ Klassik.com fügt hinzu: „Viel Jubel gab es am Premierenabend für Sänger, Dirigent und Orchester.“ weiter heißt es: „Schostakowitschs wahnsinnig grandiose Musik, die auf diese Weise zum eigentlichen Hauptdarsteller wird (…) Denn allen voran Kent Nagano und das Philharmonische Staatsorchester Hamburg bringen diese unglaublich reiche Musik auf eine durchsichtige Weise zum Erklingen, die zugleich nichts an Wucht und Schärfe einbüßt, sodass vor allem die vielen ins Moderne übertragenen kontrapunktischen Techniken beispielhaft zum Vorschein gelangen. (…).“ NDR Kultur berichtet: „Eindrucksvoll facettenreich trägt die Musik von Dimitri Schostakowitsch den Abend. Hinterlegt immer mit einer Düsternis, sogar bei einem kurzen Walzertakt kommt schnell die Gänsehaut. Kent Nagano am Dirigentenpult treibt das Philharmonische Staatsorchesters angemessen an. Sensibel und auch mitgenügend wuchtiger Schärfe.“ Die Kieler Nachrichten ergänzen: „Überhaupt hat Generalmusikdirektor Kent Nagano ein wirklich hervorragendes Ensemble an der Hand, um Schostakowitschs gemäßigt moderne Protagonisten-Partien lebendig werden zu lassen. Der Verführer Sergej wird von Dmitry Golovnin mit Tenorschmelz und viriler Kraft gesungen. Der schließlich (…) ermordete Ehemann Sinowij (Vincent Wolfsteiner) steht ihm wenig nach.“ und „Intensiv und dicht ist der provokant kontrastreiche Sound des jungen Schostakowitsch, den GMD Kent Nagano mit den bestens aufgelegten Philharmonikern exemplarisch entwickelt – eher sinnlich als scharfkantig, aber unbedingt hörenswert und zu Recht gefeiert.“ „Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg spielt unter Kent Nagano in Höchstform. Kraft und rhytmische Energie, aber auch subtilere Klänge, etwa wenn die Musik am Ende fast Unhörbare verdämmert, werden optimal umgesetzt. Die Zwischenspiele geraten zu klangopulenten Miniaturen, teils mit Schroffheiten und immer mit schillernden Farben.“ so Der Opernfreund. In der Neuen Osnabrücker Zeitung ist zu lesen: „Die Partitur erzählt detailreich, farbig, schonungslos und mit einer ordentlichen Portion bösen Humors vom Befreiungskampf Katerinas, und Nagano bringt das mit dem fabelhaft aufgelegten Philharmonischen Staatsorchesters zum Leuchten. Er schürft tief in der Partitur, lässt das Orchester die volle Wucht, den Humor, den Schrecken in seiner Vielfalt entfalten und geht dabei ans Limit, dorthin, wo es den Sängern schier unmöglich wird, der Gewalt aus dem Graben standzuhalten.“ Achim Dombrowski schreibt auf dem Blog Opera online: „Kent Nagano und dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg gelingt es bei all dem, eine außerordentlich feinsinnige Interpretation umzusetzen, die in erster Linie den Sehnsüchten Katerinas nach-hört und in den Holz- und Blechbläsergruppen eine nicht geahnte zarte Durchhörbarkeit schafft, die man bei diesem Werk noch nicht wahrgenommen hat.“ und weiter „Die weiteren Rollen sind bestens vertreten, (…) Der Chor der Staatsoper Hamburg unter der bewährten Leitung von Eberhard Friedrich rundet die sängerische Seite der Aufführung perfekt ab. Viel Beifall für die Sänger und die Hamburger Philharmoniker mit Kent Nagano.“ „Vor allem aber spricht das unter der Leitung von Kent Nagano famos aufspielende Orchester. (…) Der Abend in der Staatsoper Hamburg wird zur triumphalen Demonstration von Schostakowitschs unglaublichem kompositorischen Handwerk und Bühnensprache, für berührende lyrische Momente für Katerina, Schmachtfetzen für Sergej und dumpfe oder grelle Motivik und peitschende Motorik für Sex und Gewalt.“ schreibt Herbert Büttiker für den Blog Roccosound.