OpernTester über „Les Contes d’Hoffmann“

Die drei OpernTester Mats (23), Jonathan (23) und Frederike (28) waren bei der Hauptprobe von „Les Contes d’Hoffmann“ zu Besuch. Ihre Eindrücke von der Oper teilen sie mit uns.

„Das erste Mal Oper, zumindest für mich und ich kann jetzt schon sagen, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird!
Ich bin durch diesen Umstand in diese Inszenierung ohne jegliches Vorwissen, wenn meine spärliche Recherche außer Acht gelassen wird, gegangen, aber dennoch voller Vorfreude, viel Neues zu lernen und einen unvergesslichen Abend in der Staatsoper Hamburg zu verbringen – ich wurde nicht enttäuscht.
Herzlich empfangen wurden wir OpernTester*innen von Savina Kationi, welche in der Dramaturgie der Oper arbeitet. Von ihr haben wir vor der Hauptprobe eine Einführung in die Inszenierung bekommen. Sie hat uns über die künstlerischen Elemente, die Schauspielenden und die Handlung aufgeklärt.“ (Jonathan)

„Nach einer prägnanten Einführung in Jacques Offenbachs bekannteste Oper ging es in die Hauptprobe der Neuinszenierung.“ (Mats)

„Als OpernTesterin konnte ich am 30. August in der Staatsoper Hamburg endlich mal wieder Theaterluft schnuppern und so eine wunderbare Hauptprobe von ,Les Contes d’Hoffmann` genießen. 
Vor Beginn wurden wir durch die Dramaturgie in das Stück eingeführt und hörten unter anderem, dass der Komponist Jaques Offenbach seine Uraufführung, die auf der Grundlage des gleichnamigen Dramas von Jules Barbier und Michel Carré beruhte, leider nicht mehr erleben konnte. Die zum Tod Offenbachs nur weitgehend fertige Komposition  von ,Hoffmanns Erzählungen` wurde in den Folgejahren immer wieder überarbeitet und in veränderter Form aufgeführt.“ (Frederike)

„,Les Contes d’Hoffmann` ist eine Opéra fantastique in fünf Akten. Sie handelt von einem Dichter namens Hoffmann, welcher der Protagonist von drei Erzählungen wird, die sich alle mit den Themen Liebe und der Suche nach sich selbst beschäftigen. In jeder der drei Erzählungen geht es dabei um Hoffmann und eine Frau. Gegliedert ist die Oper dabei in die fünf Akte. Der erste und der fünfte Akt ähneln sich, da diese den Anfang und das Ende der Erzählungen beinhalten und dabei in der „Realität“ spielen.“ (Jonathan)

„In der Hamburger Inszenierung (Daniele Finzi Pasca) erlebten wir die Titelfigur, den Dichter Hoffmann (Benjamin Bernheim), von seinen 3 Liebesgeschichten – Olympia, Antonia und Giulietta (Olga Peretyatko) – erzählend, auf der scheinbar vergeblichen Suche nach Liebe. Dabei wird er stets von der Muse (Angela Brower) begleitet, die ihm bei seinen Liebesabenteuern nicht von der Seite weicht.“ (Frederike)

Foto: Monika-Rittershaus

Ein Höhepunkt für die OpernTester war das Bühnenbild.

„Das Fantasiepotenzial wird in den folgenden Akten im Bühnenbild voll ausgeschöpft: So tritt im zweiten Akt Olympia als Ballerina oder ,Sing-Automat` auf einer riesigen Spieluhr auf und Antonia erleben wir als wunderschönen Schmetterling, gefangen in einem riesigen Turm mit jeder Menge aufgespießter Falter. In den folgenden Akten werden die Bilder variationsreich, zum Beispiel durch schwebende Spiegelelemente oder eine Drehbühne als riesiges Karussell in Venedig, dargestellt. […] Die einzelnen Schauplätze der Erzählungen sind durch ein vielfältiges Bühnenbild wunderschön gestaltet. Im Hintergrund werden immer wieder Projektionen und Filme in das Bühnenbild integriert.“ (Frederike)

„Das Bühnenbild ist sehr vielseitig und, bis auf den vierten Akt in Venedig, wo ein minimalistisches Bühnenbild unpassend wäre, ohne karg zu wirken, auf das Wesentliche reduziert. Einzig ein, die gesamte Bühne verschließender Vorhang aus Spiegeln ist gewöhnungsbedürftig. Allerdings erschließt sich seine Anwesenheit, nachdem man als Zuhörer merkt, dass ein Großteil der Figuren gedoppelt und gespiegelt wird.“ (Mats)

„Sehr ins Auge stechen außerdem die unterschiedlichen Bühnenbilder. Ob es jetzt eine riesige Bar mit vielen Stühlen und einem großen Spiegel ist, ein hoher runder Schrank mit Schubladen, welcher an einen Apothekerschrank oder an den Schrank von Wissenschaftler*innen erinnert, oder ein venezianischer Marktplatz mit sich bewegenden Spiegeln und sich, unter Einsatz der Drehbühne, bewegenden Statuen. […] Auch auffällig ist, dass die Bühne zum Zuschauerraum hin mit LED-Platten ausgelegt ist, auf denen auf jeder Seite ein Tisch mit zwei Stühlen steht. Dieser Teil des Bühnenbildes bleibt über alle Akte bestehen und verleiht dadurch ein Gefühl von Beständigkeit. Meiner Meinung nach bleibt somit ein Teil der ,Realität` in den Erzählungen enthalten. Die zwei Tische mit den Stühlen auf jeder Seite stellen ein künstlerisches Element dar, welches sich ,Doppelung/Dopplung` nennt. Dieses Element findet man in vielen Szenen der Oper wieder. Sogar die Schauspielenden werden gedoppelt.“ (Jonathan)

„Die Kostüme passen sich den Szenen an. Der Chor trägt zum Beispiel Vogelkostüme oder einen Anzug, der zur Hälfte der Kleidung von damaligen Studierenden entspricht und zur anderen Hälfte nach der Kleidung von Bedienstete gestaltet ist. Dadurch wirkt es teilweise so, als seien mehr Menschen auf der Bühne als es eigentlich sind. Der Protagonist Hoffmann trägt die ganze Zeit dieselbe Kleidung. Seine Frauen tragen opulente Kleider, die teilweise barock, teilweise auch klassisch nach Ballettkleidern geschneidert sind.“ (Jonathan)

„Auch die für die Compagnia Finzi Pasca typischen Elemente, wie die an Seilen hängende Akrobatin, die die Muse E. T. A. Hofmanns doubelt, fügen sich organisch in die Inszenierung ein. Olga Peretyatko überzeugt in allen Rollen der verflossenen Liebschaften Hoffmanns. Allen Charakteren kann sie ihre Eigenheiten entlocken, schafft aber gleichzeitig durch den Umstand, dass sie alle vier Rollen singt, eine starke Verbindung und Kontinuität zwischen den Akten.“ (Mats)

„Ganz allgemein ist zu beobachten, dass sehr viel auf der Bühne passiert, was mir echt gefallen hat, einen aber zu Beginn ein wenig erschlagen kann, da man auf alles achten möchte, aber an jeder Stelle etwas passiert und dies dadurch kaum möglich ist. Es wird der gesamte Bühnenraum ausgenutzt. Die Schauspielenden bewegen sich von rechts nach links, von vorne nach hinten, kommen aus dem Boden und fliegen sogar von der Decke. Dies ist besonders schön zu sehen, da dadurch ein Effekt der Tiefe entsteht.“ (Jonathan)

„Besonders grandios der Kleinzack, der mit vielen Details und komischen Anteilen den Gesang darstellerisch untermalt und für den ein oder anderen Lacher sorgt.“ (Frederike)

„Finzi Pasca gelingt es feinfühlig, diese so häufig gespielte Oper neu zu präsentieren. […] Kent Nagano dirigiert das Werk transparent, lässt aber trotzdem nicht die großen Emotionen, die insbesondere E. T. A. Hofmann erlebt, außen vor und nimmt so den Zuhörer mit auf eine vielseitige Reise durch diese Oper über einen der bekanntesten Dichter der Romantik.“ (Mats)

„Nicht vergessen darf man bei alledem was auf der Bühne geschieht das, was in dem Orchestergraben passiert. Die Musiker*innen untermalen das Geschehen auf der Bühne mit wunderschöner musikalischer Begleitung. Sehr aufgefallen ist mir dabei die Harfe, ein Instrument, welches der Musik eine gewisse Leichtigkeit, etwas Verwunschenes, etwas Verträumtes, aber auch etwas Phantastisches verleiht. Auffällig ist, dass sich kein musikalisches Thema durch die Oper zieht. Jede der Geschichten ist in sich komplett und unterscheidet sich auch musikalisch von den anderen. Musikalisch ähneln tun sich nur die ersten beiden Akte. Einige Passagen sind dramatisch und laut, andere romantisch und leise. Einige der Stücke haben definitiv Ohrwurm-Qualitäten!“ (Jonathan)

Foto: Monika Rittershaus

„Vor allem die durch das wunderschöne Bühnenbild und die fantastischen Kostüme entstehenden Bilder haben mich sehr berührt! Die gleichermaßen darstellerisch und stimmlich mitreißende Performance durch das gesamte Ensemble rundete den Abend ab. Vielen lieben Dank für dieses tolle Opern-Erlebnis!“ (Frederike)

„Viele Eindrücke von dem, was ich erleben durfte, sind für mich schwer zu beschreiben. Der Gesang der Schauspielenden hat mich mehr als beeindruckt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viel Übung in solchen gesanglichen Spitzenleistungen stecken muss. Davor ziehe ich meinen Hut. Auch die Musiker*innen kann man nur loben. Mit ihrer Musik haben sie es geschafft, dem Treiben auf der Bühne noch mehr Tiefe zu geben.
Ich bin dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, eine Inszenierung exklusiv vor allen anderen sehen zu dürfen, mit der Dramaturgie über diese zu sprechen und auch kritisch Fragen zu stellen und kann nur jeder*m empfehlen, sich als OpernTester*in zu bewerben. Ich würde es immer wieder tun!“ (Jonathan)

Schön, dass ihr bei uns wart! Du willst auch OpernTester werden? Dann bewirb dich unter folgender Email-Adresse: schausdiran@staatsoper-hamburg.de