Pressestimmen zu „Les Contes d’Hoffmann“: „Eine Sternstunde wie in ganz alten Zeiten“

Die Saison 2021/22 eröffnete die Staatsoper Hamburg mit der Neuproduktion „Les Contes d’Hoffmann“ am 4. September. Jacques Offenbachs Opéra fantastique inszenierte Daniela Finzi Pasca, die Musikalische Leitung hatte GMD Kent Nagano. Sein Rollen- und Hausdebüt gab Star-Tenor Benjamin Bernheim. Sopranistin Olga Peretyatko, die ihre Weltkarriere in Hamburg startete, verkörperte alle vier Frauenrollen. Ebenfalls das erste Mal auf der großen Bühne an der Dammtorstraße standen Angela Brower als La Muse/Nicklausse und Luca Pisaroni als Bösewichte.

Das schrieben Medienvertreter*innen über „Les Contes d’Hoffmann“:

„Der französische Startenor Benjamin Bernheim beschert der Hamburgischen Staatsoper zur Saisoneröffnung eine Sternstunde wie in ganz alten Zeiten“, schreibt Peter Krause auf concerti.de, der Internetpräsenz des Monatsmagazins für klassische Musik und Oper. Der Anforderungskatalog an Hoffmann sei ein „idealisierender Wunschtraum von Opernverrückten“, doch Benjamin Bernheim erfülle „den langen Katalog des Könnens mit traumwandlerischer Leichtigkeit.“ An der Seite Hoffmanns, die Muse – „Angela Brower singt Hoffmanns Muse nicht nur, sie ist sie.“ Ihr Mezzo führe sie sopransonnenhell klar und wunderbar musikalisch intelligent. Dass Daniele Finzi Pasca mit seiner Compagnia die fantastische Oper inszeniert, „scheint perfekt zu passen. Denn die in der italienischen Schweiz ansässige Compagnie schüttet gern ein ganzes Füllhorn der Fantasie auf die Bühne.“

„Als Fest der Poesie und Farben, der Fantasie und des diskret-absurden Humors wurde die Aufführung mit Jubel des Publikums aufgenommen“, berichtet die dpa, größte Nachrichtenagentur Deutschlands. Die zahlreichen Rollen seien „exzellent besetzt“, heißt es weiter. Olga Peretyatko brilliere und Benjamin Bernheim „gelingt ein ergreifendes, stimmlich hochdifferenziertes Rollenporträt des Hoffmann“. Kent Nagano lasse mit seinem „nuancierten, flexiblen Spiel bei aller Melodienseligkeit immer wieder Raum für die Momente tiefen Ernstes in Offenbachs Partitur“. Und Regisseur Daniele Finzi Pasca fasse „dieses witzige und doch elegisch grundierte Durcheinander in federleichte Bilder“.

Foto: Monika Rittershaus

„Märchenhafter Theaterzauber mit einem großartigen Benjamin Bernheim in der Titelrolle“, schreibt Jürgen Kesting in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in seiner Premierenkritik zu „Les Contes d’Hoffmann“. Mit Benjamin Bernheim sei für den Helden ein idealer Sänger gefunden worden. Bei den „als ‚klein‘ unterschätzen Rollen“ hebt er den Tenor Gideon Poppe in allen vier Diener-Rollen hervor und Mezzosopranistin Angela Brower als La Muse/Nicklausse. Zur Regie und zum Bühnenbild schreibt er: „Zum einhelligen Vergnügen des Publikums brachte er [gemeint: Daniele Finzi Pasca] mit allen bunten Mitteln von Theaterzauber ein magisch-märchenhaftes Spektakel auf die Bühne.“

Diese Produktion sei ein „großes Sängerfest“, so Elisabeth Richter in ihrem Beitrag für „Kultur heute“ auf Deutschlandfunk. Weiter: „Mit Benjamin Bernheim hatte man sich in Hamburg den wahrscheinlich derzeit besten Tenor für die Titelpartie geholt.“ Er sei eine Idealbesetzung als Hoffmann. Zu Olga Peretyatko sagt sie: „Faszinierend virtuos und präzise die Koloraturen der Olympia, intensiv etwa die langen Bögen der Giulietta.“ Luca Pisaroni brilliere in den vier Bösewicht-Partien. Über das Visuelle berichtet sie: „Fürs Auge hält diese Inszenierung von Daniele Finzi Pasca reichlich schöne, mal märchenhafte, mal realistische Bilder bereit.“ Über den in Venedig spielenden „Giulietta-Akt“ sagt sie: „Das Beste: ein riesiger schräger Spiegel an der Rückwand macht den Bühnenboden für das Publikum sichtbar, weitere Spiegel erzeugen ebenso verwirrende wie faszinierende Effekte. Für all das gab es extra Applaus.“

Der wichtigste Grund, sich „Les Contes d’Hoffmann“ anzusehen, sei, so Joachim Mischke in seiner Premierenkritik im Hamburger Abendblatt, Benjamin Bernheim: „Ein Hoffmann mit Goldkanten auf den Stimmbändern, der in seiner Intensität und phänomenalen Leichtigkeit auch an den wohl hoffmannigsten Hoffmann der letzten Jahrzehnte erinnert, an den wild irrlichternden Neil Shicoff.“ Wunderbar, werfe er sich in jeden Spitzenton, „lyrisch, geschmeidig heldentenoral, wie er jede Nuance durchleidet und genießt, manisch und klauskinskihaft hemmungslos.“ Er kommt zum Entschluss: „Dass es Bernheims Rollendebüt ist, muss man nachlesen, um es zu glauben, so à point ist er in dieser Partie.“ Die vier verschiedenen „Traum- und Albtraumfrauen“ verkörpert alle Olga Peretyatko, ihr gelinge es „im Alleingang, in allen vier andere Facetten und Farben zu entdecken, darstellerisch und stimmlich.“ Als „hochtourig elegante Freude“ bezeichnet Mischke Angela Brower als Nicklausse. Sein Fazit: „In dieser Produktion ist das Ensemble der Star.“

Foto: Monika Rittershaus

„Das Konzept Pascas [gemeint: Regisseur Daniele Finzi Pasca] geht ganz wunderbar auf, nicht nur in den spektakulären Bildwelten der Produktion, sondern auch in den Szenen der Innerlichkeit, die ein empfindsames Einfühlungsvermögen für das Genre der Oper erfordern“, so Achim Dombrowski für das Kulturmagazin O-Ton. „Es singt ein Sängerensemble ganz außerordentlicher Brillanz“, ist dort weiterzulesen. Allen voran überzeuge Benjamin Bernheim. Über Olga Peretyatko schreibt er, dass sie „alle drei Frauenpartien der jeweils Angebeteten bei klar abgegrenzter Charakterisierung und scheinbar müheloser Bewältigung der höchst anspruchsvollen Aufgaben“ verkörpere. Luca Pisaroni sei souverän, Angela Brower werde „der Rolle der Muse und des Freundes Nicklausse glänzend gerecht“. Gideon Poppe spielt und singt „mit exakt der notwendigen Hintergründigkeit der Rollenkonzepte“ und Kristina Stanek „verströmt die verführerische Aura des mütterlich-todbringenden Über-Ichs in perfekter Weise“. Sein Fazit: „Großer Applaus des noch immer ausgedünnten Publikums nach einem fast vierstündigen Opernerlebnis der Sonderklasse.“

„Jubel in der Staatsoper“ titelt Heike Linde-Lembke ihren Newsletter-Beitrag von chaverim. „Es muss Urzeiten her sein, dass es an der Hamburgischen Staatsoper zu Beginn eines Aktes Applaus für ein Bühnenbild gab. Regisseur Daniele Finzi Pasca hat es mit Bühnenbildner Hugo Gargiolo bei der Premiere zur Oper ‚Les Contes d’Hoffmann“ von Jacques Offenbach geschafft.“ Über Olga Peretyatko schreibt sie, dass sie „begeistert mit einem goldwarm gefärbten, reifen, satten Sopran, mit dem sie die jeweilige Gemütslage ihrer Heldinnen lautmalerisch über die Rampe fließen lässt“. Sie schließt ab: „Das Publikum dankte mit standing ovations – und ausnahmsweise fiel kein einziges Buh.“