Pressestimmen zu „Playing Trump“: „Darf Donald Spaß machen?“

Die Cheap Opera #2 von Bernhard Lang „Playing Trump“ hatte am 20. August 2021 auf der Probebühne 1 der Hamburgischen Staatsoper Uraufführung. Staatsopernintendant Georges Delnon inszeniert das Stück, Emilio Pomàrico hat die Musikalische Leitung inne. Das Libretto von Dieter Sperl, das ausschließlich auf Original-Zitaten von Donald Trump basiert, singt und spricht Donatienne Michael-Dansac. Die Sopranistin und Performerin verkörpert den ehemaligen US-Präsidenten.

Das schrieben Medienvertreter*innen zur Uraufführung „Playing Trump“:

„Darf Donald Spaß machen?“, titelt Julia Spinola ihren Artikel in der Süddeutschen Zeitung. Sie hebt hervor, dass dieses „temporeiche Spektakel“ nicht „primär satirisch“ sein wolle – „[e]her geht es darum, die manipulative Rhetorik des amerikanischen Großprotzes, dem 63 Millionen Wähler auf den Leim gingen, ästhetisch aufzugreifen, auszustellen und weiterzuspinnen.“ Ihr Urteil: „Das ist höchst unterhaltsam und oft beißend komisch, jedoch nie moralisierend und gerade dadurch umso raffinierter.“ Der „größte Trick“ dieser Uraufführung sei die Besetzung der Hauptrolle: „Statt eines frauenverachtenden, wutverzerrten Monsters, von dem man sich als Zuschauer leicht distanzieren könnte, agiert auf der Bühne eine zierliche blonde Sängerin in Shorts, Boots und Lederjacke mit geradezu ansteckender Spiel- und Verwandlungslust.“ Ihr Lob: „Wie die stimmakrobatische Sopranistin Donatienne Michel-Dansac sich in Trumps Mimik und Körpersprache hineinversetzt, ohne dick aufzutragen, ist fulminant.“ Ihr Fazit: „‚Playing Trump‘ macht so viel Spaß, dass man ins Nachdenken kommt. Das Stück ist ein Wurf.“

„Wenn es jemand verdient hat, zu Lebzeiten Titelheld einer Oper zu werden, dann Donald Trump“, so Stefan Grund in DIE WELT. Staatsopernintendant und Regisseur Georges Delnon habe eine „exquisite Truppe für die Uraufführung von ‚Playing Trump‘“ zusammengestellt: „Der große österreichische Komponist Lang hat ein wundervoll komplexes Werk für eine vierköpfige Band mit Leader geschrieben, einen Kosmos, in dem neben den Illustrationen der zerrissenen Hauptperson und der gespaltenen amerikanischen Gesellschaft in wohlkalkulierter Kakophonie, die sich in der Politik spiegelt, noch viel mehr anklingt.“ Er lobt den „musikalischen Genuss“ und kommt zum Schluss: „Immer wieder steht das große Ego Trumps im Mittelpunkt, der in allem der Größte ist, bis hin zur wirklich komischen Anmerkung ‚Niemand ist besser in Demut als ich‘. Bravo.“

Foto: Brinkhoff/Mögenburg

Die „Musik entzaubert Trumps Rhetorik“, schreibt Daniel Kaiser auf NDR.de: „Trump, der auf den ersten Blick als unterhaltsamer Macher erscheint, wird mit diesem Stück noch einmal radikal entzaubert – vor allem mit Hilfe eines wahrhaftigen Soundtracks, der auch alle Zwischentöne und Abgründe von Trumps Rhetorik mitklingen lässt.“

In „Playing Trump“ sei „eine schöne semantische Zweideutigkeit verborgen“, so Joachim Mischke im Hamburger Abendblatt. „Einerseits hat die französische Sopranistin Donatienne Michel-Dansac diesen orangeblonden Albtraum zu verkörpern und seinen von Dieter Sperl collagierten POTUS-Phrasen eine musiktheatralische Gestalt zu geben. Andererseits orakelt die Formulierung ‚Playing Trump‘ auch, dass er – von welcher Macht auch immer – als Spielfigur benutzt worden sein könnte.“ Zur Musik schreibt er: „Langs Begleit-Band […] arrangierte sich gekonnt mit dem vorgegebenen Material.“ Und über Donatienne Michel-Dansac ist zu lesen: „[…] beeindruckend virtuos meisterte sie die brutel vielen Tonsprünge, die Lang überall forderte, wo alternative Fakten dreist vor sich hin logen. […] Michel-Dansac erwies sich angesichts der großen stimmlichen Herausforderungen als beeindruckend fähig und leidensfähig.“

Auf der Bühne jongliere Donatienne Michel-Dansac „sanglich imposant mit den Worthülsen des US-amerikanischen Ex-Präsidenten“, rezensiert Sören Ingwersen für Die Deutsche Bühne. Die Musik sei „stringent vorwärtsdrängend“, der Text führe ein „Eigenleben“, der sich von der Person Trumps ablöse und „zum Symptom eines Systems, das sein Vertrauen verspielt hat“ werde. Sein Fazit: Darin – und in der musikalisch hervorragenden Umsetzung – besteht die große Kraft dieses ‚Playing Trump‘-Abends.“

Achim Dombrowski hebt in seinem Artikel für O-Ton die „rein dokumentarisch[e], nicht fiktional-narrativ[e]“ Libretto-Struktur sowie die „Abstinenz“ bei Bühnenbild und Requisite hervor: „Vor diesem Hintergrund agiert die weibliche Darstellerin von Trump ganz ohne die typischen, möglicherweise erwartbaren Äußerlichkeiten.“ Es ginge nicht um Trump in erster Linie, „sondern um die Systemrelevanz der Aussagen.“ Über Donatienne Michel-Dansac ist zu lesen: „Die eindrucksvolle Sopranistin Donatienne Michel-Dansac ist erfahrene Expertin der zeitgenössischen Musik, […]. Sie tritt zunächst unscheinbar und fast verletzlich auf, um danach die nicht nur rhythmisch anspruchsvolle Partie mit blitzschnellen Taktwechseln, herausfordernd zwischen hoher Stimmlage, Sprechen und Sprechgesang bis hin zu exaltierter Geräuschproduktion changierende Rolle musikalisch beklemmend zu meistern.“ Dadurch entstünde „ein beängstigendes psychologisches Porträt eines Archetypus des rechts-populistischen Demokratieverächters, der nicht nur in der Person Trump, sondern bereits in weiteren Varianten auf der politischen Bühne zu erleben war, schlimmer noch: auch in der Zukunft zu befürchten steht.“

Foto: Brinkhoff/Mögenburg