Opernreise nach Florenz (Tag 5)
Gemälde, Meister, Marathon.
Heute steht ein langes Programm vor uns. Passend zum florentinischen Marathon haben wir einen kulturellen Marathon der Sonderklasse zu bestreiten. Unser Weg sollte uns zunächst zu den Uffizien führen, was uns aber nicht so leichtgemacht wird. In der kompletten Innenstadt läuft der Marathon di Firenze und so musste wir uns, durch viele kleine Gassen, unseren Weg bahnen. Ein Glück, dass wir unsere Karten schon reserviert hatten. Die Schlange ist ewig lang. Frau Ruedinger meinte, dass sei kein Vergleich zu den Schlangen in der Hochsaison. Ich möchte mir nicht vorstellen, mehrere Stunden bei 35 Grad im Sommer anstehen zu müssen. Geht es uns gut!
Im 2. Obergeschoss ist die Galleria degli Uffizi. Dort sind unzählige kleine Portraits ausgestellt. Die Galleria diente früher als eine Art Geschäftskundenkartei für die Medici und für eine Identifikation der Kunden. Die Uffizien, was wörtlich Geschäftsräume bedeutet, waren eines der ersten Museen der Welt.
Die Zeitreise beginnt mit Gemälden des 13. Jahrhundert von Meistern wie Ciambue, Giotto und Filippo Lippo. Besonders freue ich mich auf die Gemälde von Botticelli. La Primavera und die Geburt der Venus. Leider sind trotz Nebensaison sehr viele Menschen in den Sälen und drängen sich besonders vor diesen Meisterwerken. Ein ungestörter Kunstgenuss ist nicht möglich. Vorbei an Leonardo da Vinci und Michelangelo, kommen wir zu Tizian und zu Caravaggio. Die Kunstsammlung geht weit über meine Vorstellungskraft hinaus und ich bin überwältigt. Frau Ruedinger hat so viele Details und Hintergrundinformationen mitzuteilen, dass es einem schwindelig werden kann.
Ganz besonders begeistert bin ich von dem Gemälde „Judith und Holofernes“ von Artemisia Gentileschi. Sie war die erste Frau, die an der Accademia in Florenz angenommen wurde. Das Bild hat eine solche Kraft. Ich kann mir gut vorstellen, wieviel Energie es gekostet hat, sich im 17. Jahrhundert in einer Männerdomäne durchzusetzen. Frauenpower!
Als wir nach dreieinhalb Stunden aus den Uffizien an das Tageslicht kommen, habe ich das Gefühl, eine ganze besondere Zeitreise gemacht zu haben.
Am Nachmittag steht der Palazzo Pitti mit seinen Kunstschätzen an. Noch voll mit Eindrücken der Uffizien, war mein Gemäldehunger für heute mehr als gesättigt. Ich entschied mich, die Gruppe zu verlassen und in den anliegenden Giardino Boboli zu gehen. Dort legte ich mich auf eine Bank und lies die vielen Bilder und Eindrücke noch einmal Revue passieren.
Auf dem Rückweg zum Hotel, kreuzte ich den Fluss Arno und hatte einen einmaligen Blick auf die Ponte Vecchio.
Und dann war er schon da: Der letzte gemeinsame Abend in Florenz.
Wir sitzen bei Vino und Bistecca Florentina zusammen und haben uns letztmalig auf dieser Reise die Köpfe heiß geredet. Es ist mir eine große Freude, so viele interessierte Opernliebhaber zu treffen und gemeinsam diese Reise zu mitzumachen.
Ein ganz großer Dank an Natascha Rüdinger und Richard Eckstein für die kompetente Führung durch die schöne Stadt Florenz und ihrer Geschichte.
Doch morgen früh vor dem Rückflug steht noch weiteres Programm an.
Annette Weber